"Auch vegetative Begleiterscheinungen können bei der Therapie mit Neuroleptika auftreten, Mundtrockenheit, Akkomodationsstörungen, Harnverhalten, Obstipation, Veränderungen des Augeninnendrucks, kardiale Nebenwirkungen, Anstieg des Prolactinspiegels mit der Folge von Zyklusstörungen und Milchfluss bei Frauen, Störungen der Libido und der Potenz sowie Wachstum der Brüste bei Männern. Moderne ("atypische") Neuroleptika begünstigen stärker als Vorgängerpräparate Gewichtszunahmen, Diabetes Mellitus und Hyperlipidämie.
Professor Dr. Volkmar Aderhold (Greifswald) fordert (http://dgsp-ev.de/neuroleptikadebatte), den Einsatz von Neuroleptika kritisch zu überdenken und in jedem Fall zu minimieren. "Es wird wider besseres Wissen häufig vorschnell die Dosis gesteigert, wenn die erhoffte Wirkung ausbleibt. Dabei ist längst bekannt, dass dies in den meisten Fällen allenfalls die Nebenwirkungen erhöht und man sogar Gefahr läuft, eine Überempfindlichkeit am Dopaminrezeptor und damit letztlich eine Psychose zu induzieren."
Ähnlich argumentiert Professor Dr. Stefan Weinmann: "Täglich sehe ich problematisches Verschreibungsverhalten - zu lange, zu hohe Dosen von Neuroleptika. Fälschlich als Rückfälle gedeutete Medikamentennebenwirkungen führen oft dazu, dass die Neuroleptika nicht mehr reduziert oder abgesetzt werden. Es ist auch für Therapeuten viel einfacher, alles auf die Erkrankung zu schieben. Schwer psychisch Kranke haben keine gute Lobby, und oft denken sie dann selbst nach gewisser Zeit, alles gehe auf ihre Erkrankung zurück. Die Chronifizierung durch Psychopharmaka wird so häufig übersehen."