Im Klinikum München-Ost beobachteten die Psychiater Verschlechterungen des Stationsklimas, eine angespannte Stimmung, eine Häufung von Regelverstößen, einen Rückgang der Therapiemitarbeit und zunehmende Verschlossenheit. Die Therapeuten vermuteten daher den Konsum von Drogen, ließen die Zimmer durchsuchen und veranlassten Kontrollen (im Urin, Atem u.a.). Keine Spuren waren zu finden. Einziges Ergebnis: Die Stimmung wurde immer schlechter, Streitereien um Bagatellen nahmen zu.
Das Dilemma wurde schließlich therapeutisch angegangen und mit allen Patienten offen besprochen; die Therapeuten thematisierten v.a.
- die Therapiemotivation,
- die Offenheit des Patienten als Voraussetzung für den Therapieerfolg
- die Verantwortung des Patienten für einen suchtmittelfreien Raum
Die Patienten erhielten die Garantie, dass ein Geständnis keine Sanktionen zur Folge haben werde; es gelte kein "Knast-Denken", sondern ein "Therapie-Denken". "Nachdem eine entsprechende suchttherapeutische Öffnungssituation geschaffen worden war, meldeten sich fünf Patienten und gaben den Konsum von ´Krypton´ und ´Blaze´ zu. Dadurch entstand die Chance, den Rückfall therapeutisch zu bearbeiten. Fast alle betroffenen Patienten haben damit profitiert, mehr Selbstbewusstsein gewonnen - und konnten die Therapie regulär abschließen."