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Suchttherapeuten verursachen ihren Stress häufig selbst

Wer als Therapeut oder Sozialarbeiter in der Suchtszene arbeitet, ist gefährdet: Das Risiko von Erschöpfung und Burnout ist überdurchschnittlich hoch. Dies liegt jedoch nicht nur an der kranken Klientel. Der professionelle Helfer ist biografisch geprägt "und oft geneigt, innere Haltungen und berufliche Entscheidungen so zu gestalten, dass Selbstüberforderung, Selbstüberlastung und Selbstausbeutung im Alltag kumulieren. Fast alle Belastungen, die uns begegnen, sind an erster Stelle durch uns selbst gewollt, gedulded, arrangiert, geplant oder nicht verhindert worden," warnt Professor Dr. Jörg Fengler (Köln) in seinem Beitrag zum Reader "Geht doch! Soziotherapie chronisch mehrfach beeinträchtigter Abhängiger".

"Auch wenn wir die ´Schuld´ an unserer Burnout-Gefährdung gern auf andere Personen, ´schwierige´ Suchtpatienten, berufliche Bedingungen oder ganz allgemein auf ´die miserablen Verhältnisse in Klinik und Gesellschaft´ schieben - die größten Torheiten begehen wir allemal selbst. Vielen Helfern fällt es aber schwer, die Verantwortung für ihre Dauerbelastung selbst zu übernehmen.

Auch Privatleben und Freizeit können vorwiegend als Stressquelle organisiert sein - einschließlich der Stressbelastungen, die in Erholungs- und Urlaubszeiten auftreten. Mancher Therapeut gibt Paaren, die ihn aufsuchen, guten überzeugenden Rat, ist aber nach langjähriger Berufstätigkeit in der eigenen Ehe stumm, konfliktscheu oder übermäßig nachgiebig geworden. Oder er übernimmt alle Verantwortung für die Ehe - die Balance des Gebens und Nehmens geht leicht verloren."

Detailliert beschreibt Fengler Stress, der von Kollegen, Vorgesetzten und Institutionen ausgelöst wird. Oft ist der Suchtkranke selbst nur ein Stressor von vielen. Hier beobachtet Fengler in seinen Supervisionen z.B.:

  • Anhänglichkeit, die als klebrig empfunden wird
  • distanzlose Mitteilungsbereitschaft ohne Tiefgang
  • stark beeindruckende Äußerungen von Trauer, Wut, Leid, Angst, Bedrohung, Selbstschädigung, Verzweiflung, Sinnverlust usw.
  • Anspruchslosigkeit und demonstrativ still-vorwurfsvolles Leiden
  • manifeste Vorwurfshaltung und Riesenansprüche
  • passiv-aggressive Forderungen
  • Intrigen, die manchmal ein ganzes Team auseinander sprengen
  • Unerreichbarkeit durch seelische, intellektuelle, kulturelle und sprachliche Barrieren
  • Patienten, an deren depressiver Verzagtheit alles Bemühen des Therapeuten abprallt
  • Patienten, für die die Helfer keine Hoffnung mehr sehen
  • Patienten als ´Experten´ in eigener Sache
  • manifest aggressive, delirante halluzinatorische, selbstverletzende Patienten ...



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