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Suchtprävention mit Drogen-Toleranz: Soziologin fordert von der Pädagogik Erziehung zur Drogenmündigkeit

Drogen, teilweise verboten und immer riskant, verlieren ihre Attraktivität nicht. Eine grundsätzliche Vermeidung sei daher kaum anzustreben, sondern eine verantwortungsbewusste Toleranz. Daher ist "es nicht nur notwendig, über drogen- und sozialpolitische Veränderungen nachzudenken. Vielmehr muss auch auf Ansätze und Methoden der Pädagogik zurückgegriffen werden, um bewusst und planmäßig die Entwicklung von Drogenmündigkeit voranzutreiben," fordert Professorin Dr. Gundula Barsch (Hochschule Merseburg) in ihrem aktuellen "Lehrbuch Suchtprävention".

"Das Leben ist notwendigerweise komplexer geworden und stellt höhere Ansprüche an das Individuum. Wohl vor allem deshalb wird in der heutigen Gesellschaft nicht nur großer Wert auf eine gute und genaue Gestaltung des Handelns gelegt. In vielen Bereichen erhält auch die Normentreue ein größeres Gewicht als in anderen Gesellschaften. Dies verlangt von den Menschen zum einen mehr Selbstbeherrschung, willensstarken Triebverzicht und die Zügelung intrinsischer Lüste.

Zum anderen entwickeln sich auch neue Bedürfnisse, diesen auferlegten Zwängen zumindest zeitweilig zu entkommen. Die bisher vorgenommene Verdächtigung und Diskriminierung solcher Bedürfnisse und deren Ausleben auch mit Hilfe psychoaktiver Substanzen ist also zu revidieren," fordert Barsch. "Vorzunehmen ist auch ein Neutarieren zwischen Selbstzwang und persönlicher Freiheit ..."

Die Soziologin geht davon aus, "dass in vielen pädagogischen Feldern selbst der Konsum legaler psychoaktiver Substanzen ausgegrenzt und tabuisiert wird. Dies hat zur Folge, dass auch in diesen Bereichen bisher kaum Anstrengungen unternommen werden, den Prozess der Auseinandersetzung beispielsweise mit der Rauch- und Alkohol-Kultur in unserer Gesellschaft zu fördern und die Aneignung mündiger Formen des Umgangs mit Alkohol, Nikotin und Medikamenten zu unterstützen."

Nach Auffassung von Barsch kann Pädagogik nicht darauf hinarbeiten, dass junge Menschen "die normativen Erwartungen der Gesellschaft in Bezug auf  Enthaltsamkeit, Abstinenz und Mäßigung fraglos übernehmen, also auf einen selbstbestimmten, eigenverantwortlichen Substanzkonsum verzichten. Eine solche Form der Pädagogik ist abzulösen durch eine akzeptierende Pädagogik."




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