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Suchterkrankungen sind typische Folgen einer westlichen Wohlstandsgesellschaft

In wohlhabenden Ländern mit hohem sozialen Zusammenhalt sind Suchterkrankungen überdurchschnittlich häufig. Georgi Dragolov und Klaus Boehnke (Jacobs University Bremen) haben untersucht: Wirkt sich das soziale Klima einer Gesellschaft auf die Gesundheit der Einzelnen aus? Ihre Ergebnisse veröffentlichen die Psychologen im Reader „Kultur, Psyche und Gesundheit“ (hrsg. von Olaf Morgenroth und Angela Kindervater).

Definiert wird gesellschaftlicher Zusammenhalt  als „die Qualität des gemeinschaftlichen Miteinanders in einem territorial abgegrenzten Gemeinwesen. Eine kohäsive Gemeinschaft ist gekennzeichnet durch belastbare soziale Beziehungen, eine positive emotionale Verbundenheit ihrer Mitglieder mit dem Gemeinwesen und eine ausgeprägte Gemeinwohlorientierung.“

Die internationale Studie „Radar gesellschaftlicher Zusammenhalt“ der Bertelsmann Stiftung lieferte dazu die Daten für 34 westliche Länder. Spitzenreiter waren Skandinavien, Neuseeland, Australien und Kanada. Diese Werte stellten die Autoren mit Statistiken zum durchschnittlichen Gesundheitszustand der entsprechenden Staaten in Relation.

Die Erwartung, dass in Ländern mit einem höheren Zusammenhaltsindex  physisch „gesündere“ Bürgerinnen und Bürger leben, trifft zunächst zu. Auf den zweiten Blick fällt den Autoren aber auf, dass diese Werte hauptsächlich damit zusammenhängen, dass kohäsivere Gesellschaften auch über größere ökonomische Ressourcen verfügen. Tatsächlich war eher auffällig, dass diese ökonomisch starken und kohäsiven Länder eine höhere Rate an psychischen Erkrankungen aufweisen als Länder mit weniger gesellschaftlichem Zusammenhalt.

Die Autoren interpretieren dieses Ergebnis anhand der Maslow-Bedürfnispyramide:  In armen Gesellschaften ist die Mehrheit darauf konzentriert, die elementaren Grundbedürfnisse – Ernährung, Wohnen, Kleidung – zu befriedigen. Mit zunehmendem Wohlstand wachsen die Phantasien, Energien und realen Möglichkeiten, weitergehende Bedürfnisse zu realisieren: Vergnügungen, Erweiterungen des Bewusstseins, Selbstverwirklichung. Dieser Luxus kann mehr oder weniger ge- oder auch misslingen mit einem Konsum oder auch Missbrauch von Drogen, Alkohol und anderen suchtfördernden Substanzen ...

 

Literatur:

 

Georgi Dragolov & Klaus Boehnke (2019). Leben wir gesünder, wenn wir zusammenhalten? Über sozialen Zusammenhalt und Gesundheit in westlichen Gesellschaften.
In: O. Morgenroth & A. Kindervater (Hrsg.), Kultur, Psyche und Gesundheit. Psychologie im Kontext der Globalisierung (S. 15–34).
Pabst 2019, ISBN 978-3-95853-489-6, eBook ISBN 978-3-95853-490-2

 

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