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Sucht: Wie sich ängstlich-depressive Störungen zur Internetabhängigkeit entwickeln können

Internetabhängigkeit: Depressionen, Persönlichkeitsstörungen, Angststörungen und andere psychische Probleme verleiten junge Leute dazu, in die virtuelle Online-Welt auszuweichen. Daraus entsteht oft eine Abhängigkeitserkrankung, die dann wiederum weitere Störungen verursacht. Die Zusammenhänge beschreibt PD Dr. Bert te Wildt in seiner Monografie "Medialität und Verbundenheit". Te Wildt ist Psychiater und Chefarzt der Psychosomatischen Klinik Kloster Diessen/Ammersee.

"Depressive Störungen spielen bei knapp 80% der Fälle von Internetabhängigkeit die größte Rolle. Prototyp ist der junge Mann, der trotz guter schulischer Voraussetzungen beruflich oder privat scheitert und sich narzisstisch gekränkt zurückzieht, um dort in online-Rollenspielen den Helden zu spielen, der er in der konkret-realen Welt nicht sein kann. Die Regression aus einer als kränkend erlebten konkret-realen in eine spielerisch anmutende virtuelle Welt wird auf diese Weise als depressives Symptom verständlich.

 

Dies ist aber nur eine von vielen Möglichkeiten depressiver Symptomatik, zumal sie hier nicht nur als Krankheitszeichen, sondern auch als scheiternder neurotischer Konfliktlösungsversuch zu verstehen ist. Angesichts der steigenden Zahl an Depressiven und des ständig wachsenden Internets ist allerdings zu befürchten, dass auch der Anteil an Internetabhängigen steigen wird," schreibt te Wildt.

 

Er beobachtet bei Betroffenen auch häufig "frühe Bindungsstörungen, insbesondere daraus resultierende narzisstische und emotional instabile Persönlichkeitsstörungen." Diese Internetabhängigen suchen überhäufig im Netz einen Ersatz für persönliche Kontakte. Da dies ein - wenn auch vergeblicher - Versuch der Selbsttherapie ist, dürfen die online-Kontakte nicht abrupt abgebrochen werden. Ein reines Offline-Leben könnte "zu gefährlichen Komplikationen mit eigen- und fremdgefährdenden Impulsen führen."

 

"Wenngleich sich die Tendenz abzeichnet, dass vor allem Menschen mit ängstlich-depressiven Störungen eine Internetabhängigkeit entwickeln, ergibt sich hier durchaus ein heterogenes Bild. Wenn sich prinzipiell jede psychische Störung auch auf eine virtuelle Weise manifestieren kann, findet zwar ein Symptomwandel statt - ähnlich wie er sich bei jedem Kulturwandel vollziehen kann - , aber die psychische Grunderkrankung hat sich damit nicht notwendigerweise verändert."

Literatur zu Thema

 

Bert te Wildt: Medialität und Verbundenheit. Zur psychopathologischen Phänomenologie und Nosologie von Internetabhängigkeit.
Pabst, 382 Seiten. Paperback ISBN 978-3-89967-609-9        

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