Bedeutet Cannabis den Einstieg in den Konsum härterer Drogen? Dr. Lavinia Flückiger fasst in der "Sucht-Enzyklopädie" zusammen: Längsschnitt- und Zwillingsstudien haben gezeigt, dass insbesondere früher und häufiger Cannabiskonsum mit dem späteren Gebrauch härterer Substanzen zusammenhängen kann. Je früher und häufiger eine Person Cannabis nimmt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie zu stärkeren Substanzen greifen wird. Ob und wieweit dieser statistisch deutliche Zusammenhang auch tatsächlich Kausalität belegt, ist einstweilen offen.
Die "Sucht-Enzyklopädie" stellt eine große Zahl an Informationen bereit, verzichtet jedoch auf naheliegende oder ideologisch motivierte Rückschlüsse, die sich wissenschaftlich nicht eindeutig belegen lassen.
Lavinia Flückinger schließt aus der Datenlage, "dass Cannabis als Einstiegsdroge nicht gänzlich den Konsum härterer Substanzen erklären kann. Vielmehr scheinen verschiedene individuelle und umweltbedingte Faktoren dem Zusammenhang von Cannabiskonsum im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter und späterem Konsum von härteren Drogen zugrunde zu liegen. Für eine vulnerable Minderheit kann der Cannabiskonsum mit einem Konsum von härteren Substanzen zusammenhängen. Für diese Zielgruppe sind spezifische Präventions- und Früherkennungsmaßnahmen zentral. Der Großteil der Cannabiskonsumierenden geht jedoch nie zu härteren Substanzen wie Kokain oder Heroin über."
Ist Heroin riskanter als Alkohol? Die Antwort überrascht: "Reines Heroin ist für den Körper weniger schädlich als Alkohol." Eine britische Studie verglich 20 psychoaktive Substanzen und kam zu dem Ergebnis, dass "Alkohol in Bezug auf die Zerstörungskraft für Körper und Gesellschaft die Rangliste deutlich anführt", berichtet Margrith Meier-Kessler in der "Sucht-Enzyklopädie".
Literatur zum Thema
Otto Schmid, Thomas Müller (Hrsg.) Die Sucht-Enzyklopädie.
Pabst 152 Seiten. Paperback
ISBN 978-3-95853-632-6, eBook 978-3-95853-633-3