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Sucht: Drogenkonsum führt zur Prostitution - und Prostitution führt zum Drogenkonsum

"Um die Sucht zu finanzieren, ist die Prostitution notwendig, und um die Prostitution auszuhalten, wird zum Suchtmittel gegriffen." Das "Jahrbuch Sucht 2012" bestätigt, dass diese 25 Jahre alte Feststellung der damaligen Familienministerin Rita Süßmuth nach wie vor zutrifft.

Ca. 400.000 weibliche Prostituierte leben derzeit in Deutschland, davon sind ca. 10 Prozent minderjährig. Es ist ein lukratives Geschäft: Der Umsatz beläuft sich hierzulande auf schätzungsweise 5 Milliarden Euro. Das Einstiegsalter in die Prostitution ist mittlerweile auf  12 bis 14 Jahre gesunken.  Menschenhandel, Missbrauch, Gewalt und Zwangsprostitution nehmen ständig zu.

Ein zusätzliches erhebliches gesundheitliches Risiko ist der Suchtmittelkonsum. Einen detaillierten und aktuellen Überblick über Zahlen, Fakten und Probleme gibt Christina Rummel in ihrem Beitrag "Suchtmittelkonsum und Prostitution in Deutschland" zum "Jahrbuch Sucht 2012".

Unter anderem stellt die Autorin Ergebnisse aus einer Untersuchung im Hamburger Stadtteil St. Georg vor: 58 % der Befragten gaben an, dass der Beschaffungsdruck durch den Suchtmittelkonsum sie zur Prostitution brachte; 12 % der Befragten waren bereits vor dem Drogengebrauch als Prostituierte tätig und knapp 30 % begannen etwa zur gleichen Zeit mit Drogen und Prostitution. Das durchschnittliche Einstiegsalter in den regelmäßigen Heroin- und Kokainkonsum lag bei den Befragten von St. Georg bei jeweils knapp unter 16 Jahren und die regelmäßige Arbeit als Prostituierte begann im Alter von ca. 17 Jahren. Knapp 70 % der Befragten rauchten und die Zahl der Prostituierten, die täglich Alkohol tranken, lag bei etwas unter 20 %.

Da suchtmittelabhängige Prostituierte sehr selten von sich aus eine Beratungsstelle aufsuchen, sind niedrigschwellige und zugehende Hilfen erforderlich, fordert Rummel. Hier gibt es bereits gute Umsetzungsbeispiele wie

  • Hydra e. V. in Berlin,
  • Ragazza e. V in Hamburg,
  • Kassandra e. V. in Nürnberg, usw.

Ausgebaut werden sollten Kooperationen der Suchthilfen mit anderen sozialen Einrichtungen sowie die aktive aufsuchende Straßensozialarbeit, um diesem diskriminierten und besonders vulnerablen Personenkreis schnelle und unbürokratische Hilfe anbieten zu können.


Jahrbuch Sucht 2012
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) e.V. (Hrsg.)




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