In einer Metaanalyse war erkennbar, dass starke Raucher mit hohem Alkoholkonsum ihr Risiko für Rachen- oder Kehlkopfkrebs um das 35fache erhöhen. "Die Wahrscheinlichkeit, vor dem 60sten Lebensjahr zu sterben, liegt für Alkohol- und Tabakabhängige bei über 30 Prozent."
Viele Therapeuten befürchten, dass eine Alkoholbehandlung durch eine gleichzeitige Tabakentwöhnung ungünstig beeinflusst würde. Diese Sorge ist nach den Erfahrungen von Wiesbeck unberechtigt. Fast die Hälfte seiner Patienten ist bereit, gleichzeitig an beiden Süchten zu arbeiten. Dabei wird zwar nur eine kleine Minderheit völlig rauchabstinent, doch reduziert ein großer Teil der Süchtigen den Tabakkonsum - mit einem positiven gesundheitlichen Effekt (harmreduction).
Wiesbeck folgert daraus fünf Empfehlungen:
- Hospitalisierten alkoholabhängigen Patienten, die rauchen, sollte ein Rauchentwöhnungsprogramm angeboten werden
- Erreicht ein Patient durch ein Rauchentwöhnungsprogramm nicht die anvisierte Abstinenz, sondern nur eine Reduktion des Konsums, sollte auch dies positiv bewertet werden
- Die Wirksamkeit intensiver kognitiv-behavioraler Kurzinterventionen zum Rauchstopp sollte durch die Kombination mit einer Nikotinersatztherapie erhöht werden
- Klinisch Tätige sollten in der Beratung und Therapie von Rauchern ausgebildet werden
- Mitarbeitenden der Alkoholentzugsabteilung, welche selber rauchen, sollte ebenfalls ein Rauchentwöhnungsprogramm angeboten werden
SUCHT – GENUSS UND THERAPIE
Ein gesellschaftlicher Wandel
Schmid, Otto; Müller, Thomas (Hrsg.)