460 Passanten wurden getestet, die Ergebnisse zeigen ein deprimierendes Bild: Je größer die Stadt, desto weniger sahen sich die Fußgänger veranlasst, dem Kind beizustehen. Im konkreten Fall halfen in Karlsruhe (ca. 300.000 Einwohner) nur 7% aller Passanten dem augenscheinlich notleidenden Mädchen, wohingegen in einem Dorf (ca. 6.000 Einwohner) zumindest 30% aller Vorbeieilenden Hilfe leisteten.
"Mich hat vor allem ergriffen, dass in der Stadt sogar Mütter mit ihren Kindern an dem Mädchen vorbeigelaufen sind, obwohl sie sicherlich wollen würden, dass ihrem Kind in einer vergleichbaren Situation auch geholfen wird", so Silke Adomeit, Studentin an der SRH Hochschule Heidelberg und Mitverantwortliche der Feldstudie.
Prof. Dr. Frank Musolesi, Dekan der Fakultät für Angewandte Psychologie an der SRH Hochschule Heidelberg, diskutiert die Ergebnisse der Studie mit seinen Studierenden anhand unterschiedlicher Theorien: "Zum einen könnte die so genannte `pluralistische Ignoranz´ für das doch sehr ernüchternde Ergebnis verantwortlich sein. Das bedeutet, ein Zuschauer stuft die Situation aufgrund der Untätigkeit anderer Zeugen als unbedenklich ein. Andererseits besteht aber auch eine gewisse Furcht, sich in der Öffentlichkeit zu blamieren sowie die Gefahr einer auftretenden Reizüberflutung in Großstädten, die einem gewissermaßen Scheuklappen anlegt."