NEWSBÜCHERJOURNALEONLINE-SHOP



 

Sie befinden sich hier: NEWS » Aktuelle News Psychologie » News lesen

« zurück

Spielsucht: Verhaltenstherapie häufig erfolgreich

Die weltweite Verbreitung der Spielsucht ist hochvariabel, und reicht von einer unter 500 Personen (Norwegen) bis hin zu einer Person unter 20 (Hong Kong). In den USA ist etwa 1 Prozent der Bevölkerung krankhaft spielsüchtig (jene mit dem schwersten Problem), während weitere 1 bis 2 Prozent als Problemspieler gelten (jene mit dem zweitschwersten Suchtniveau). In Großbritannien wird etwa eine unter 200 Personen als spielsüchtig betrachtet, während die Häufigkeit in Australien je nach untersuchter Region bei 0,5 bis 1 Prozent liegt.

Die rasche Verbreitung der Glücksspielmöglichkeiten, insbesondere online, wird die Häufigkeit von Spielsucht steigern. Personen, die gegenwärtig noch keinen Zugang zum Glücksspiel haben, werden dies zukünftig immer häufiger erleben. Diese Fragestellungen werden in einem bereits vorab online in Lancet veröffentlichten Seminar untersucht, Verfasser sind Professor David C. Hodgins und Kollegen der University of Calgary in Kanada.

Auch Länder wie China, Malaysia und Südkorea, die das Glücksspiel aus religiösen oder kulturellen Gründen begrenzen, erlauben den Betrieb von Spielkasinos, um den Tourismus zu fördern. Während die meisten weltweit in Einrichtungen das Spielen als soziale Aktivität genießen, stellen die Autoren fest, dass "eine kleine Gruppe von Personen im Sinne von investierter Zeit und verwettetem Geld gravierend verstrickt ist und trotz erheblichen negativen persönlichen, sozialen, familiären und finanziellen Auswirkungen weiterspielt."

Spielsuchtprobleme werden oftmals von anderen Störungen begleitet. Spielsüchtige haben ein 4-fach höheres Risiko des Alkoholmissbrauchs sowie ein 5- bis 6-fach höheres Risiko des Drogenmissbrauchs. Das Risiko einer gewissen Stimmungsstörung ist ebenso 4-fach gesteigert.

Die Forschung lässt vermuten, dass eine Reihe von Zentren im Gehirn an der Spielsucht beteiligt sind, darunter solche des Lernens und des Belohnens. Genetische Faktoren spielen ebenso eine Rolle, wobei Hinweise aus Studien an Zwillingen ein gewisses geteiltes Risiko unter eineiigen Zwillingen andeuten. Bedingungen der Umgebung sind eindeutig Teil des Risikos, darunter Zugang, Ort und Art der Spielhallen. Werden Kinder durch ihre in einem gewissen Maß spielsüchtigen Eltern mit dem Spielen konfrontiert, so beeinflusst auch dies das spätere Glücksspielverhalten.

Meist aus Gründen der Scham, der Verleugnung und dem Wunsch, das Problem allein zu meistern, sucht nur einer unter 10 Glückspielsüchtigen nach Therapiemöglichkeiten. Katamnestische Studien lassen vermuten, dass sich etwa ein Drittel der Spielsüchtigen im Laufe ihres Lebens erholen, und dass die Störung in vielen Fällen nur episodenhaft auftritt. Viele Spieler versuchen die Selbsthilfe, indem sie zeitintensive Aktivitäten starten, die mit dem Spielen nicht vereinbar sind. Sie meiden Spielhallen und Versuchungen wie Wettquotenschalter.

Für jene, die behandelt werden, führt eine Telefonbefragung kombiniert mit dem Arbeitsheft einer kognitiven Verhaltenstherapie im allgemeinen zu mehr positiven Ergebnissen als keine Therapie. Eine intensivere psychosoziale Therapie wie die kognitive Verhaltenstherapie ist doppelt so wirksam wie gar keine Therapie, wenn die Behandlung erst einmal beendet ist. Sie ist nach etwa eineinhalb Jahren Nachbeobachtung immer noch um 60 Prozent effektiver als keine Therapie. Die Autoren stellen fest: "Kognitive Therapiemodelle konzentrieren sich auf die Modifikation von mit der Spielsucht verknüpften gestörten Erkenntnissen, darunter überschätzte Gewinnchancen, Illusionen einer Kontrolle über den Spielausgang, Überzeugungen, wonach nach einer Reihe von Niederlagen ein Gewinn folgen muss (d.h. der Trugschluss des Spielers), und Tendenzen des Gedächtnisses, sich nur an Gewinne zu erinnern."

Unter den untersuchten Medikamenten erscheint Naltrexon (hauptsächlich in der Alkohol- und Heroinsucht eingesetzt) als das best geeignete, obwohl noch weitere Forschung erforderlich ist. Andere Untersuchungen wie Gamblers Anonymous unterstützen das Gespür für ein gemeinsames Ziel und Verständnis, um damit die Zurückhaltung zu stärken. Allerdings haben manche Studien angedeutet, dass die Einhaltung solcher Sitzungen wie auch die Ergebnisse dürftig ausfallen können. Familientherapien, in denen engen Familienmitgliedern geholfen wird, Interventionen an ihren Angehörigen zu begleiten, können positive Auswirkungen haben. Sie können jedoch ohne direkte Hilfe eines Therapeuten auch sehr schwierig zu vermitteln sein.

Die Autoren folgern: "Es gibt eine erhebliche Komorbidität von Spielsuchtstörungen und psychischen sowie Substanzmissbrauchsstörungen. Wie gleichzeitig auftretende Störungen bei Glücksspielsucht angegangen werden sollen, ist bislang unklar und wurde auch nicht empirisch untersucht. Der größte Teil unserer Fortschritte, Spielsucht zu erkennen und zu verstehen, wurde in den vergangenen 25 Jahren erreicht."

"Unsere Kenntnis entwickelt sich weiter, parallel zu einer expandierenden Verfügbarkeit von Glücksspielangeboten. Internetspiele, beispielsweise, bieten einer weltweit wachsenden Anzahl von Personen rund um die Uhr zu Hause Zugang zu verschiedenen Arten von Glücksspielaktivitäten. Trotz wesentlicher erreichter Fortschritte erfordert diese Entwicklung, und sie ermutigt dazu, eine weitere innovative Erforschung der Spielsucht und ihrer Übersetzung in einen klinischen Fortschritt."




alttext    

 

Aktuell

Socials

Fachzeitschriften