"Sowohl die Häufigkeit des Konsums als auch die Trinkmenge je Anlass nahmen in den Folgejahren weiter zu." Dabei zeichnete sich ein Nord-Süd-Gefälle ab: Bier dominierte eher in Sachsen und Thüringen, "härtere" Getränke eher an der Ostsee.
Barsch belegt, dass der Alkohol Befindlichkeiten regulieren sollte, "die sich regelmäßig mit den Zumutungen an Selbstkontrolle, an sozialer Friedfertigkeit, an Zurückstellen eigener Bedürfnisse anstauten und Formen des Ausagierens brauchten. Insbesondere der Spirituosenkonsum mit seinem raschen Wirkungseintritt bot sich dafür an. Mit seinen hastigen Trinkformen unterstreicht er, dass dem Alkoholkonsum nicht viel Zeit eingeräumt wurde.
Andere psychoaktive Substanzen spielten im Management von Befindlichkeiten eine untergeordnete Rolle. Selbst ein relativ niedriger Medikamentenmissbrauch kann nicht an dem Urteil rütteln, dass die Drogenkultur der DDR eine Alkohol-Mono-Kultur war."
Die Staatsführung protegierte ein möglichst optimales Alkoholangebot: "Angesichts der schlechter werdenden Versorgung bei anderen Warensortimenten erhielt das Bereitstellen von Alkohol ab Mitte der 80er Jahre zunehmend auch die Funktion, Angebotslücken auch bei anderen Artikeln zu kompensieren und finanzielle Mittel der Bevölkerung abzuschöpfen ..."