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Soziale Phobie: immer perfekten Eindruck machen - und niemals damit zufrieden sein

Seelische Verletzungen oder eine Überbehütung können bei Kindern soziale Angststörungen auslösen. Unbehandelt kann die Phobie zum lebenslangen Schicksal werden. Neben psychischen können auch somatische Faktoren eine Rolle spielen: "Ein neurobiologischer Ansatz schreibt einer Überaktivität und Hypersensibilität der Amygdala eine Ursächlichkeit zu, so dass die Erregungsschwelle für neuronale Angstschaltkreise gesenkt ist. Als Folge können so z.B. neutrale soziale Reize als bedrohlich interpretiert werden," berichtet Dr. Alexandra Gall-Peters (Hamburg) in ihrem "Praxisleitfaden Verhaltenstherapie".

Die Therapeutin differenziert zwischen den unterschiedlichen Ursachen und Therapiemöglichkeiten. "Zumeist hilfreich zur Erklärung ist die Metapher eines ´Mosaikes´ aus verschiedenen Faktoren, die miteinander verflochten sind und in ihrem Zusammenwirken dazu beigetragen haben, dass eine soziale Phobie entstehen konnte."

Allerdings: "Ca. 50% der Patienten mit sozialer Phobie berichten von einem aversiven sozialen Ereignis zum Zeitpunkt des Erstauftritts der Symptomatik. Bedeutsam scheint dieses insbesondere in sozialen Übergangssituationen (wie z.B. Pubertät, frühe Adoleszenz) zu sein, in welchen sich in der Mehrzahl der Fälle eine Erstmanifestation der sozialen Phobie zeigt. Auch können Missbrauchserlebnisse, d.h. Erlebnisse eigener Hilflosigkeit, Kontrollverlust und Ausgeliefertheit bei einem gleichzeitigen Erleben massiver Bedrohung durch andere die Ausbildung einer sozialen Phobie bedingen," schreibt Dr. Alexandra Gall-Peters.

Dr. Anette Hiemisch (Greifswald) hat in ihrer handlungstheoretischen Beschreibung sozialer Phobien v.a. drei Inhaltsbereiche analysiert:

  • "SozialphobikerInnen glauben, immer einen guten Eindruck machen zu müssen und nie eine Schwäche zeigen zu dürfen. Die Unerfüllbarkeit der eigenen Ansprüche lässt soziale Situationen zur Bedrohung werden."
  • SozialphobikerInnen konstruieren "dysfunktionale Überzeugungen - wie etwa: Wenn andere merken, wie ich wirklich bin, werden sie mich nicht mögen; wenn ich widerspreche, werde ich für dumm gehalten ... So erhalten eigentlich unproblematische Verhaltensweisen eine übersteigerte Bedeutung und machen eine genaue Kontrolle des eigenen sozialen Verhaltens nötig."
  • SozialphobikerInnen haben ein überwiegend negatives Selbstbild. "Anders als bei Depressiven sind die Selbsteinschätzungen allerdings nicht stabil, sondern werden hauptsächlich in angstbesetzten sozialen Situationen relevant..."


Praxisleitfaden Verhaltenstherapie – Störungsspezifische Strategien, Therapieindividualisierung, Patienteninformationen
Gall-Peters, Alexandra; Zarbock, Gerhard




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