Zunächst: Männer haben meist die Tendenz, erotische Interessen von Frauen zu überschätzen. Daher testen Männer überhäufig ihre erotischen Chancen spielerisch oder ernstlich aus. Frauen sind dagegen meist vorsichtiger und überschätzen eher ihre Risiken - z.B. einer Annäherung am Arbeitsplatz. Daher nehmen die Wissenschaftler an, dass Frauen eine breitere Definition sexuell unangemessenen Verhaltens haben als Männer.
Auf der anderen Seite: Zeigt eine Frau ausnahmsweise gegenüber einem Mann eine unerwartete sexuelle Aufmerksamkeit, fühlt er sich zumindest geschmeichelt - und vielleicht auch motiviert, seine Chance wahrzunehmen. Nur in seltensten Ausnahmefällen wird sich der Mann von der Frau belästigt fühlen.
Frauen wissen allerdings genau zu differenzieren. In einem Experiment versuchte zunächst ein Flugkapitän, mit Stewardessen heftig zu flirten; später übernahm ein Mann aus der Putzkolonne die gleiche Rolle. Das Ergebnis überrascht nicht: Die Damen hielten das Verhalten des Kapitäns für erfreulich bis tolerabel, doch der Putzmann wurde einhellig als "absolut unmöglich", shocking wahrgenommen. Dies bestätigt wieder die Erkenntnis der Evolutionspsychologie, dass Frauen einen Mann mit niedrigerem sozialen Status möglichst vermeiden und den sozialen Aufstieg bevorzugen ...
Literatur
Lisa Baßfeld, Sascha Schwarz: Wahrnehmung mehrdeutiger Interaktionen am Arbeitsplatz.
In: Schwender, Schwarz, Lange, Huckauf (Hrsg.) Geschlecht und Verhalten aus evolutionärer Perspektive.
Pabst, 316 Seiten. Hardcover ISBN 978-3-95853-455-1. eBook 978-3-95853-456-8.