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Selig unter Gleichgesinnten

"Selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren" steht in der Bibel. Glückseligkeit für alle religiösen Menschen, ganz gleich in welcher Kultur sie leben - ein berechtigtes Versprechen?

Frühere Studien zeigen, dass religiöse Menschen sozial selbstbewusster sind und sich besonders wohl fühlen. Unbeantwortet blieb bisher jedoch die Frage, ob alle Gläubigen gleichermaßen profitieren, oder ob es kulturelle Unterschiede gibt. Jochen Gebauer, Constantine Sedikides und Wiebke Neberich gingen dieser Frage nach. Sie untersuchten, ob religiöse Menschen womöglich nur in denjenigen Ländern von ihrer Religiosität profitieren, in denen Religiosität kulturell wertgeschätzt wird. Diese Annahme ist durchaus plausibel: Hierzu könnte es beispielsweise dann kommen, wenn religiöse Menschen nur in religiositäts-wertschätzenden Ländern soziale Bestätigung für ihre eigene Religiosität erfahren.

Zur Beantwortung wurden Daten der Online-Partnervermittlung eDarling aus elf europäischen Ländern ausgewertet. Die insgesamt über 180.000 Partnersuchenden hatten beim Anlegen ihres Profils Angaben zu ihrer Religiosität gemacht sowie Fragen zu ihrem psychischen Wohlergehen und zu ihrem sozialen Selbstwert beantwortet. Als Maß kultureller Wertschätzung von Religion wurden drei verschiedene Indikatoren verwendet, unter anderem der Durchschnittswert der Religiosität aller eDarling-Partnersuchenden des jeweiligen Landes.

Über alle elf Länder hinweg zeigte sich erneut, dass Gläubige sozial selbstbewusster sind und sich besonders wohl fühlen. Bei einer nach Ländern differenzierenden Auswertung fanden sich jedoch erhebliche Unterschiede. In besonders religiösen Ländern (z.B. Türkei, Russland) berichteten religiöse Menschen besonders hohen sozialen Selbstwert und hohes psychisches Wohlergehen. In weniger religiösen Ländern (z.B. Schweden, Deutschland) berichteten religiöse Menschen jedoch keinen gesteigerten sozialen Selbstwert und kein höheres psychisches Wohlergehen im Vergleich zu nicht-religiösen Menschen.

Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse, dass religiöse Menschen tatsächlich hinsichtlich ihres psychischen Wohlergehens profitieren, jedoch nur, wenn Religiosität in ihrer Kultur wertgeschätzt wird. Offenbar sollte es also eher heißen: Glückseligkeit für religiöse Menschen, aber nur dann, wenn sie sich in einem religiösen kulturellen Umfeld bewegen - also unter Gleichgesinnten.


Literatur zum Thema:
Implizite Religiosität – Zur Psychologie des Lebenssinns
Schnell, Tatjana




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