Den Zugang zur Selbsterfahrung sieht Leibetseder auf zwei Wegen:
- auf intraindividuellen und interindividuellen Werten inclusive Konflikten und darauf gegründeten Entscheidungen
- auf den autobiographischen Erinnerungen an die Entscheidungsepisoden, deren Bedeutung für andere Episoden und deren Einordnung in autobiographische Zusammenhänge
Darüber hinaus stellt Leibetseder zur autobiographischen Erinnerung einen projektiven und einen interaktiven Zugang vor. Der autobiographische Erinnerungsbericht und der interaktive Zugang sind direkte, explizite Formen der Selbstreflexion. Bei der interaktiven Form werden sogenannte "experimentelle Spiele" angeboten: Zwei Personen entscheiden; jede Entscheidung hat unterschiedliche Vorteile und Nachteile für den Betroffenen und für die andere Person. Im Unterschied dazu ist der projektive Zugang eine implizite Form der Selbstreflexion. Die Werte und Entscheidungen müssen den projektiven Berichten erst "entnommen" und damit erst interpretiert werden. Dafür bietet Leibetseder Orientierungshilfen und Regeln an. Sie gelten sowohl für ein Einzel- wie ein Gruppensetting.
Die audiovisuelle Aufnahme der Gespräche über Selbstreflexionen kann wertvolle Informationen liefern. Nicht nur die Inhalte, auch die nonverbalen und phonetischen Anteile der Dialoge können bedeutsam sein. Für Prozessanalysen von emotionalen Komponenten während der Selbsterfahrungsgespräche sind mimische und phonetische Details aussagefähig. Sie sollten nachvollziehbar anhand wissenschaftlich fundierter Kodierungsschemata ausgewertet werden.
Max Leibetseder (Hrsg.) Grundlagenbuch Verhaltenstherapie - Diagnostik, Methoden, Anwendungsbereiche, Sprachanalysen.
Pabst 624 Seiten. Paperback ISBN 978-3-95853-399-8, eBook ISBN 978-3-95853-400-1