Eine exzessive Selbstaufmerksamkeit kann negative Stimmungen und dysfunktionale Selbstbewertungen verstärken. Eine klug dosierte, annähernd wertungsfreie Selbstbeobachtung kann jedoch die Wahrnehmung schärfen und damit zu einer adaptiven Selbststeuerung beitragen. Professor Dr. Willi Neumann und Kollegen sehen hier eine wichtige Möglichkeit, stressbedingten Depressionen wirksam vorzubeugen.
Selbstbeobachtung versetzt den Menschen "in die Lage, Gedanken,Gefühle, aber auch physiologische Elemente - wie Atmung, Anspannung oder Schmerzen - wahrzunehmen und aufmerksam zu verfolgen. Der Mensch gelangt damit zu einem ausdifferenzierten Selbst-Bewusstsein, indem automatisierte Prozesse unterbrochen werden, so dass zusätzliche Informationen, neue Sichtweisen, Strategien und letztendlich auch neue Realitätskonstruktionen ermöglicht werden.
Verschiedene Studien zeigen, dass diese Fähigkeit verschiedene positive Effekte für die Gesundheit hat": Wer sich selbst beobachtet, wird sensibler und responsiver für internale Empfindungen und Stimmungen; dies ermöglicht eine selbstkongruente und somit gesundheitsförderliche Selbstregulation. Ist sie gestört, steigt das Depressionsrisiko massiv an.
In ihrem Sachbuch "Prävention stressbedingter Depressionen" stellen Neumann und Kollegen Selbststeuerung und Ressourcenentwicklung in den Mittelpunkt. Die Autoren beschreiben v.a. Ansätze aus der kognitiv-behavioralen Tradition. "Zu diesen Selbstregulationsstrategien gehören insbesondere achtsamkeitsbasierte Verfahren, die Offenheit, Selbst-Bewusstheit, Gelassenheit und Problemlösefähigkeit fördern.
Ferner können Qigong-Übungen, Imaginative Verfahren, Biofeedback und progressive Muskelrelaxation in der Prävention stressbedingter Depressionen eingesetzt werden, so dass der Betroffene mentale und physiologische Funktionen im ganzheitlichen Sinn mobilisieren, kultivieren und regulieren kann."
Prävention stressbedingter Depressionen
Selbststeuerung und Ressourcenentwicklung
Neumann, W.; Lentz-Becker, A.; Claßen, G.
