"In der fünften Jahrgangsstufe existieren in den Anwendungen von Lernstrategien, in der Lern- und Leistungsmotivation und dem schulischen Selbstwertgefühl kaum Differenzen zwischen Schülerinnen und Schülern," berichtet Julia Smaxwil. Leistungsmotivation, schulsches Selbstwertgefühl und Lernziele sind hoch. In der Jahrgangsstufe Acht sinken die Anwendungshäufigkeiten der Lernstrategien; die gewünschten Motivatoren verlieren an Einfluss, Vermeidungsverhalten" wird häufig. Mädchen zeigen außerdem einen massiveren Einbruch im schulischen Selbstwertgefühl. Die Pubertät und die damit verbundenen Probleme haben höhere Priorität als Schulleistungen...
In der zwölften Jahrgangsstufe sinken bei Jungen Motivation und Leistung; das schulische Selbstwertgefühl bleibt jedoch hoch. "Mädchen dagegen steigern die Anwendung von Lernstrategien und sind wieder konstruktiv motiviert, wodurch anscheinend auch die sinkende Tendenz ihres Selbstwertgefühls aufgehalten werden kann. Es scheint sich kurz vor dem Abitur bei beiden Geschlechtern ein Bewusstsein zu entwickeln, dass man ein gewisses Maß an Arbeit aufbringen muss, um gute Leistungen zu erreichen."
Insgesamt sind die Differenzen zwischen den Geschlechtern im Jahrgang Zwölf am größten: In fast allen Bereichen erzielen die Mädchen die besseren Ergebnisse.
Eine - keineswegs die einzige - Ursache untersuchte Kristina Kessel: Mädchen zeigen eine größere "öffentliche Selbstaufmerksamkeit", d.h sie achten stärker darauf, wie sie von ihrer sozialen Umgebung wahrgenommen werden; entsprechend verhalten sich Mädchen in der Schulklasse eher konform oder zurückhaltend. Die größere Zahl an Regelverstößen geht daher auf das Konto der Jungen. "Dabei scheint es, als hätten Jungen insbesondere ein Problem, leise zu arbeiten." Sie fallen durch einen wenig respektvollen Umgang untereinander auf - und einen stärkeren Bedarf, sich körperlich auszuagieren.
Und: Sowohl Lehrerinnen als auch Lehrer können Schülerinnen als vorbildliches Modell dienen. Für Jungen bieten meist nur Lehrer diese Möglichkeit...
Professorin Dr. Gisela Steins und die acht MitautorInnen bieten zusätzlich zu ihren Informationen und Analysen konkrete Handlungsempfehlungen an LehrerInnen, wie im Unterricht Ressourcen genutzt und verstärkt werden, um - oft unvermeidbare - Defizite konstruktiv auszugleichen.
Steins, Gisela (Hrsg.): Geschlechterstereotype in der Schule – Realität oder Mythos?
Anregungen aus und für die schulische Praxis
Pabst, 228 Seiten, Print: 978-3-89967-491-0