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Schmerz: Wie Therapeuten und Patienten gemeinsam das Leiden erträglich machen können

Schmerztherapie

Ärzte und Psychotherapeuten fühlen sich meist hilflos, wenn ihnen Gefühle ihrer Schmerzpatienten begegnen. In diesen Situationen und Phasen gilt es, "empathisch standzuhalten". Ursula Frede, selbst gleichzeitig Schmerzpatientin und psychologische Schmerztherapeutin, hat in ihrer Monografie "Herausforderung Schmerz" detailliert beschrieben, wie die Begleitung von Schmerzpatienten gelingen kann. Eigene Erfahrungen und wissenschaftliche Expertise sind in das Buch eingeflossen.

Im Extremfall: "Deutet der Patient Suizid-Absichten an, sollte der Therapeut nicht versuchen, ihn zum Leben zu überreden. Ein solches Verhalten wäre weniger am Leid des Patienten orientiert als an der eigenen Angst. Auch Ermahnungen (´Sie sollten an Ihren Partner denken´!) und Ermutigungen (´Bald werden auch Sie wieder Freude am Leben haben!`) sind nicht hilfreich; denn sie schaffen Distanz zum Betroffenen, lassen ihn mit seiner Not allein. Tatsachen lassen sich weder durch Erklärungen noch durch positive Perspektiven aus der Welt schaffen," schreibt Ursula Frede.

"Die Verzweiflung will nicht wegargumentiert, sie will zunächst einfach angehört werden." Der Therapeut sollte den Patienten in seiner aktuellen Lage achten - etwa: "Ich kann nachvollziehen, dass Sie sich zur Zeit manchmal den Tod wünschen. Ich würde Ihre Entscheidung zum Suizid respektieren. Es würde mir jedoch leid tun, weil ich den Eindruck habe, dass der Lebenswille in Ihnen noch nicht ausgeschöpft ist."

"Mit einem Therapeuten an der Seite, der seinem Suizidwunsch in dieser Weise standzuhalten vermag, kann der Patient beides erforschen - seinen Lebenswillen und den Gedanken, so nicht mehr weiterleben zu wollen. Denn viele Menschen wollen nicht entweder leben oder sterben. Oft sind beide Anteile vorhanden. Der Therapeut sollte dem Patienten herauszufinden helfen, was genau für ihn unerträglich ist, und was ihn konkret am Leben hält.

Wenn der Betroffene beide Seiten in sich wahrnehmen kann, wird vielleicht auch das Leben mit dem Schmerz wieder leichter. Er  m u s s  den Schmerz nicht aushalten - er kann wählen. Das Bewusstsein um diese Wahl fördert das Gefühl innerer Freiheit und entlastet vom Druck des ´Du musst´."

Ursula Frede zeigt in ihrem Buch ein erschreckendes Mängel-Panoptikum, dem Schmerzpatienten fast regelhaft in Klinik und Praxis begegnen. Dem stellt die Autorin Reflexionen und Empfehlungen gegenüber, mit deren Hilfe Therapeuten ebenso wie Schmerzpatienten besser leben können.

Ursula Frede: Herausforderung Schmerz - Psychologische Begleitung von Schmerzpatienten. Pabst, 376 Seiten, Paperback 978-3-89967-378-4




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