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Schlafkrankheit (Narkolepsie): immer gefährlich, doch selten erkannt und therapiert

Schlafkrankheit: Müde am Tag, wach in der Nacht. Oft handelt es sich um eine Form der Narkolepsie (= Schlafkrankheit). Etwa 40.000 Menschen in Deutschland sind betroffen; doch nur bei ca. zehn Prozent wurde die korrekte neurologische Diagnose gestellt und die optimale Therapie eingeleitet. Das Krankheitsbild der Narkolepsie ist so unterschiedlich, dass die meisten Ärzte sie nicht erkennen. Professorin Dr. Sylvia Kotterba und Kollegen stellen in einem Handbuch Einzelfälle und konkrete Therapiemöglichkeiten vor.

Die Symptomatik kann zunächst relativ alltäglich und unspektakulär sein: Ein Schüler genehmigt sich während des Unterrichts häufig sein Nickerchen und kann sich in der Nacht kaum vom Computer trennen. Die Mutter diagnostiziert plausibel, aber falsch: Geh frühzeitig zu Bett, dann kannst du fest schlafen und am nächsten Tag richtig wach sein. Beim Narkoleptiker gilt diese Regel nicht. Der normale Wach-Schlaf-Rhythmus ist fundamental gestört. Bleibt die Krankheit unerkannt, gelten Betroffene oft als chaotisch, faul, unzuverlässig; wer derart diskriminiert wird und nie wirklich ausgeschlafen ist, entwickelt häufig psychische Probleme, die mit einem Selbstmord enden können.
 
Dr. Berthold Voges berichtet im Handbuch über einen Patienten mit extremem Vollbild der Narkolepsie:
 
Der 21jährige Ulrich wird eingewiesen: Tagesschläfrigkeit mit Einschlafen in inadäquaten Situationen, wie z.B. Autofahren mit Überfahren eines Stoppschildes und einer Verkehrsinsel. Nachts kann er gut einschlafen, nach zwei bis drei Stunden wird er immer wieder wach, ca. alle 15 Minuten, ohne ersichtlichen Grund. Morgens kommt er gut aus dem Bett, ab dem Vormittag muss er dann gegen überwältigende Müdigkeit ankämpfen. Diesen Kampf verliert er oft.
 
Bei Ärger, Wut oder beim Lachen, oft auch ohne erkennbaren Auslöser, knickt er in den Beinen ein, muss sich hinsetzen oder sinkt sogar zu Boden, bleibt aber bei vollem Bewusstsein; diese Anfälle (Fachbegrifff: Kataplexie) dauern ein bis zwei Minuten.
 
Wenn Ulrich - vornehmlich nach kurzem Schlaf - geweckt wird, kommt es zu sehr unangenehmen Missempfindungen: Er fühlt sich halb wach, halb im Schlaf gefangen, hat dann das Gefühl, der Unterkiefer sei gelähmt; Ulrich kann jetzt weder sprechen, noch sich bewegen, sein Kopf fällt zur Seite ...
 
Viele Patienten leiden nur unter einem Teil der Narkolepsie-Symptome. Bei Ulrich diagnostiziert Dr. Voges das Vollbild: imperativer Schlafdrang, Kataplexie, zerhackter Nachtschlaf, Schlaflähmung. Die Therapie mit Natriumoxybat zeigt eine allmähliche Wirkung. Die Symptome verschwinden fast vollständig, Ulrich kann normal leben und arbeiten. Doch die Krankheit ist nicht geheilt. Ulrich bleibt lebenslang auf seine Medikamente angewiesen.


Fallberichte Narkolepsie II – Kasuistiken von Patienten mit zwanghafter Tagesschläfrigkeit, Kataplexien und gestörtem Nachtschlaf
Kotterba, Sylvia (Hrsg.)




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