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Schizophrenie: Aussagen des Patienten wie Metaphern verstehen

Sprachauffälligkeiten schizophren Erkrankter sollten nicht einfach defizitorientiert bewertet werden, sondern "unter dem kreativen Aspekt der Bemühung der Patienten um Verständnis und Ausdruck ihres Erlebens," postulieren Prof. Dr. Andreas Heinz und Mitarbeiter (Berlin) in ihrem Beitrag zum Aufsatzband "Psyche zwischen Natur und Kultur".

"Die Symptomatik der Schizophrenie kann weder auf eine mechanische Assoziationsstörung reduziert noch als originelle Deutungsarbeit banalisiert werden. Konstitutiv ist eine tiefgreifend veränderte Weltsicht, die überkommene Bedeutungsmuster zerstört, so dass die Vorstellung nicht mehr zum Begriff und der Begriff nicht mehr zum Gegenstand passt.

Konstitutiv ist aber auch das Ringen um den Sinn des Geschehens, das als dunkles Symbol oder schließlich allzu bekannte Allegorie gedeutet wird. Allgemein menschlich ist auch der Versuch, das eigene Schicksal in Metaphern, Bildern oder Symbolen zu fassen. Die subjektiv erlebte Realität der psychotischen Erfahrung bedingt dabei, dass für den schizophrenen Patienten der 'als-ob'-Charakter der Symbolisierung verloren geht.

Hingegen besteht die Aufgabe der Mitmenschen und Therapeuten darin, Aussagen von Schizophrenie-Kranken wie Metaphern zu verstehen, also zu versuchen, Aussagen über psychotisches Erleben soweit wie möglich nachzuvollziehen, ohne die doppelte Bedeutung des Gesagten zu verleugnen." Das Gesagte stellt "für den schizophren Kranken Realität und für uns eine vereinzelnde Sichtweise der Welt dar.

Die kränkende Vereinsamung im psychotischen Erleben kann mit diesem Versuch einer Übersetzung in unsere Sprache und Weltsicht zwar nicht aufgehoben, aber vermindert werden. Und die schizophrene Auflösung überkommener Bedeutungsstrukturen kann unseren Blick schärfen für eigene Allegoresen, die im Geschehen nur die endlose Transformation entfremdeter Warenverhältnisse zu replizieren vermögen."




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