"Opfer" fühlen sich oft selbst ihrer eigenen "Erinnerungen" nicht sicher - und wünschen von polizeilichen Ermittlern ebenso wie von Psychotherapeuten eine Aufhellung und Bestätigung. Hasselmann konnte in ihren Interviews erkennen, wie Opfer - teils bereits in ihrer Kindheit - in ihren Herkunftsfamilien psychisch traumatisiert worden waren: z.B. Lisa, die nach dem Tod ihres Sohnes in eine Trauerkrise und Identitätskrise gestürzt war.
Immer wieder sieht Hasselmann bei Betroffenen "frühe Identitätskrisen bzw. Stufen der Orientierungslosigkeit und Identitätssuche", beginnend im Jugendlichenalter, inclusive depressiver suizidaler Phasen, psychosomatischer Störungen usw.. Die Studie sieht als mögliche Hinweise auf frühe Identitätskrisen:
- Verlust eines Elternteils
- Gleichgeschlechtliche Orientierung
- NamensänderungErste therapeutische Behandlung im Kindesalter
- Somatische oder psychosomatische Beschwerden im Kindesalter
- Dysfunktionale Beziehungen zu den Eltern
- Kindliche Erwartungshaltungen an Partner im Erwachsenenalter
- Kein vertrauensvoller Umgang mit eigenen Kindern
Hasselmann fordert von Therapeuten "eine konstruktive und offene Befassung mit den Zweifeln sowie ein umsichtiges Aufarbeiten des tatsächlich Erlebten oder des falsch Erinnerten. Für Akteure im Hilfesystem ist hierfür eine Auseinandersetzung mit Glaubwürdigkeit und Glaubhaftigkeit, die die Ratsuchenden teilweise selbst einfordern, unumgänglich."
Zu den vielfach untersuchten, aber bisher nicht wirklich verstandenen Phänomenen der Psychologie zählt die Entstehung von "Erinnerungen" an Ereignisse, die nie, auch nicht in ähnlicher Form stattgefunden haben. "False Memory" ist keine bewusste Vortäuschung, Simulation o.ä., sondern ein Phänomen, unter dem Betroffene schwer leiden können und das meist nur aus der Gesamtbiografie plausibel wird.