Hasselmann verdeutlicht, dass Betroffene Lebenswunden erlitten haben und der Alltag "maßgeblich von der Problembewältigung psychischer Beeinträchtigungen bestimmt wird." Die Hilfesuche konzentriert sich meist auf die eigene Störung und die Erinnerung an erlittene Gewalt, "deren Existenz Betroffene teilweise selbst anzweifeln. Die Erwartungshaltungen der Ratsuchenden an Akteure und Formate im Hilfesystem werden von dem Bedürfnis getragen, dass diese Zweifel an ihren Erinnerungen bzw. an ihrem Vielsein ausgeräumt werden. Hilfe zirkuliert somit, ähnlich wie die Debatte um rituelle Gewalt, auf dem Boden einer Glaubensfrage und stagniert in einem auf surrealen Vorstellungen kreierten Hilfesetting."
Ähnlich kritisch wie die Rechtsanwalts-Recherche sieht Hasselmann PsychotherapeutInnen, die die ´Erinnerungen´ nicht hinterfragen, und empfiehlt: "Eine konstruktive und offene Befassung mit Zweifeln sowie ein von fachlicher Seite umsichtiges Aufarbeiten des tatsächlich Erlebten oder aber des falsch Erinnerten, sind erforderlich, um den Kreislauf zu durchbrechen. Für die Akteure im Hilfesystem ist hierfür die Auseinandersetzung mit Simulation, Glaubwürdigkeit und Glaubhaftigkeit unumgänglich. Die Ratsuchenden fordern sie teilweise selbst ein.
Die (unhinterfragte) ´Hinnahme´ und damit die einseitige Interpretation von ´Berichten Betroffener´ reduziert Narrative auf vermeintliche Beweise ritueller Gewalt. Sie nimmt zudem die Chance auf tiefgehende Einblicke in die Lebenswelten der Berichtenden. Die Reflexion sprachlicher Besonderheiten ist dabei unverzichtbar, um die ´Dahinterbedürfnisse´ der Menschen, die sich als DIS-betroffene Opfer ritueller Gewalt verstehen, zu erkennen und den Weg für eine selbstbestimmte Problembewältigung zu ebnen..."
Prof. Dr. P. Hasselmann: ´Rituelle Gewalt´ und Dissoziative Identitätsstörung.
Eine multimethodale Untersuchung zu Erwartungshaltungen an Akteure im Hilfesystem.
Pabst, 278 S., Paperback ISBN 978-3-95853-288-5. eBook ISBN 978-3-95853-289-2
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