Die Grunderfahrung moderner Menschen sind Erlebnisse der Nichtzugehörigkeit; Sicherheit verleihende und Identität stiftende Beziehungen verlieren an Kraft. "Unter den Bedingungen relativen Wohlstands mag dieser Prozess der Freisetzung als Freiheitsgewinn wahrgenommen werden, unter ökonomischen Zwängen erscheint er jedoch in erster Linie als Verlust von Sicherheit ..."
Wenn Heimat sich nicht mehr wie selbstverständlich aus der eigenen biografischen Herkunft ableitet, ist "das Wesen von modernen Identitätsbildungsprozessen, dass man diese Arbeit selbst leisten muss, dass man sich immer wieder entscheiden muss: Was nehme ich an, was wird Teil meiner Identität? Aber auch: Was gliedere ich aus, beziehungsweise was lasse ich hinter mir? Das ist ein lebenslanger Prozess der Identitätsarbeit, aber eben auch der Immer-wieder-neu Beheimatung."
"Beheimatung ist in der Gegenwart nicht nur und nicht in erster Linie die Rückbesinnung auf Traditionen oder die nostalgische Sehnsucht nach einer Welt, die es so nicht mehr gibt und die wir auch nicht wiederbekommen, sondern die Auseinandersetzung mit der Welt, die wir um uns herum vorfinden - mit dem Anspruch, sie dem Bild einer ´heilen´, heimatlichen Welt, das wir in uns tragen, ähnlicher zu machen. Das ist letztlich das, was Ernst Bloch als Fazit des Prinzips Hoffnung formuliert: Es geht um den Umbau der Welt zur Heimat."