Zur - häufig als seriös angesehenen - Grafologie notiert der Wirtschaftspsychologe: Mehr als 200 Studien haben die Methode überprüft und allesamt vernichtende Resultate gefunden. "Zwar zeigt sich hin und wieder die eine oder andere signifikante Korrelation zwischen Handschrift und Persönlichkeitsmerkmalen; die Zusammenhänge fallen jedoch sehr gering aus und sind angesichts der überwältigenden Menge gegenteiliger Befunde ohne Aussagewert. Hinzu kommt, dass bevorzugt dann signifikante Zusammenhänge auftreten, wenn die Grafologen handschriftliche Lebensläufe deuten... Der Validitätskoeffizient sinkt allerdings auf einen Minimalwert, wenn man den Grafologen ein handschriftliches Dokument ohne biografischen Inhalt vorlegt. Die Grafologie ist neben der Astrologie die wahrscheinlich am besten widerlegte Pseudowissenschaft."

Stärker als die Schriftdeutung prosperiert die Psycho-Physiognomik - inclusive einem Schädeldeuter-Diplom. Diese "Disziplin" verzichtet dabei auf Interpretationsregeln und ein auch nur annähernd zutreffendes physiologisches Modell des Gehirns. Die Deutungen sind überwiegend willkürlich und allesamt unseriös.

Kanning wundert sich nicht über den florierenden Unfug im Beratungsbusiness. Denn: "Personalauswahl wird heute sicherlich immer noch zu mehr als 95 Prozent von Personen betrieben, die keine diagnostische Ausbildung genossen haben und z.B. nicht in der Lage sind, einen psychologischen Test fachlich zu beurteilen. Das eigene diagnostische Handeln ist nicht durch die Ergebnisse der Forschung, sondern durch Plausibilitätsbetrachtung, Ratgeberliteratur o.ä. geprägt. Wer nicht weiß, worauf man achten muss, wird leicht zum Opfer unseriöser Anbieter ..."