Implizite, dem Bewusstsein unzugängliche Motive von Probanden werden häufig nicht erhoben, obwohl entsprechend konzipierte Testverfahren und geeignete Interviewtechniken zur Verfügung stehen. Auch die Möglichkeiten, Fremdurteile mit den Selbsturteilen von Probanden kritisch zu vergleichen, werden zu wenig genutzt. Sarges empfiehlt darüber hinaus, die Probezeit/Erprobungszeit für die Diagnostik zu nutzen: "Dort bedarf es einer systematischeren Beobachtung daraufhin, ob sich die Erwartungen erfüllen, sowie des Mutes der Personalentscheider zu entsprechenden Konsequenzen, wenn dies nicht der Fall war."
Vom Managementdiagnostiker erwartet Werner Sarges eine Paradigmaerweiterung: "Das neue Paradigma ist ein mehrstufiges Passungsmodell - person/organization fit, person/group fit, person/job fit. Das Passen eines Kandidaten in den gesamten organisatorischen Kontext ist der Güte seiner spezifischen fachlichen Qualifikation sogar noch vorgeordnet. Zu dieser Passungseinschätzung gehört, dass man die wirklich wirksame Unternehmenskultur erfasst. Aber auch die diversen Subkulturen, das Erkennen und Interpretieren von längst nicht immer eindeutigen Zeichen, Symbolen, Verhaltens- und Umgangsweisen, informellen Regeln, Normen und Wertvorstellungen gilt es zu verstehen. Denn der Diagnostiker muss eine tragfähige Basis ermitteln, auf der die umfassende Passung des Kandidaten zutreffend beurteilt werden kann ..."
Frauen geraten bekanntlich seltener in leitende Managementpositionen - und ähnlich Männer, die aus bescheideneren sozialen Schichten kommen. In diesem Defizit sieht Sarges für den Diagnostiker Herausforderungen, vernachlässigt Talente neu zu entdecken und weiterzuentwickeln.