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Psychotherapie mit traumatisierten Kindern: multimodal und mit bildhafter Kommunikation

Gewalt gegen Kinder und Jugendliche nimmt eher zu als ab. Traumatisierungen werden nur selten erkannt und noch seltener therapiert. Die Symptome sind meist relativ unspezifisch. Betroffene verhalten sich oft "normal" und haben das traumatische Erlebnis abgespalten - möglicherweise sogar aus der Erinnerung gelöscht. Andrea Gallasch-Stebler, Kinderpsychotherapeutin in Basel, berichtet - teils sehr persönlich - über ihre eigenen Erfahrungen mit schwer Traumatisierten: Der Reader "Nächste Station Erde" enthält eine Serie subtiler Farbzeichnungen, die im Dialog zwischen Therapeutin und Patienten entstanden sind.

"Vor allem langandauernde und schwere Traumatisierungen finden bei Kindern meist in einem Umfeld von realer und/oder emotionaler Isolierung, das heißt in Abwesenheit von fürsorglichen, beziehungsfähigen Betreuungspersonen statt. Oft haben die Bezugspersonen schwer traumatisierter Kinder neben Beziehungsproblemen auch Probleme mit der Impulskontrolle und Sucht. Die Kinder sind gleichzeitig Schädigungen auf ganz verschiedenen Ebenen ausgesetzt und u.U. früh verhaltensauffällig. Dies bringt weitere negative Erfahrungen mit sich: im Tagesheim (Kinderkrippe), Kindergarten und später in der Schule. Dort entstehen sekundäre Gefährdungen, d.h. Reaktionen auf die Folgen der Traumatisierung. Beispiel: Ein Kind, das geschlagen wird, hat Angst. Aus Angst nässt oder kotet es ein. Deswegen wird es in Kindergarten und Schule gehänselt und gemieden. Darauf reagieren die meisten Kinder mit Rückzug oder Aggression. Ein Teufelskreis."
 
Gallasch-Stebler beschreibt ein reichhaltiges Instrumentarium multimodaler Therapie. Da betroffene Kinder und Jugendiche oft nicht kongruent sprachlich kommunizieren können, bietet das Squiggle-Spiel immer wieder gute Möglichkeiten: "Die Therapeutin malt spontan einen Kritzel auf ein Blatt und bittet das Kind, diesen zu ergänzen oder zu verändern. Dann zeichnet das Kind einen Kritzel und die Therapeutin ergänzt ihn zu einer Zeichnung." Es entwickelt sich ein Wechselspiel mit immer neuen Bildern. "Es ist eindrücklich, dass bei dieser gemeinsamen Betätigung vor allem ein unbewusster Dialog stattfindet und sich die Bildserien von einem Kind zum anderen völlig unterscheiden.
 
Immer wieder bin ich erstaunt, wie gern die meisten Kinder und vor allem Jugendlichen mitmachen und wie bei dieser einfachen Technik oft Themen zutage treten, die sonst nicht offen diskutiert werden können oder nicht bewusst sind. Gerade bei Jugendlichen, die nicht mehr spielen und gestalten wollen, aber auch nicht allzu lange reden möchten, stellt das Schnörkelspiel einen Übergangsraum nicht nur zwischen Phantasie und Realität, sondern auch zwischen Kind und Erwachsenem dar ..."
 
Der Reader enthält reichhaltige, eindrucksvolle, mehrfarbige Beispiele, die auch die Kreativität der Autorin erkennen lassen.
 

Nächste Station Erde – Langzeittherapie eines schwer traumatisierten Kindes in Praxis und Theorie
Gallasch-Stebler, Andrea




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