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Psychotherapie mit Moslems: bei Integration des Islam gute Erfolge möglich

Psychotherapie: Auch Nicht-Moslems können muslimische Patientinnen und Patienten erfolgreich behandeln. Voraussetzung sind Grundkenntnisse und respektvolle Beachtung des Islam. V.a. eine spirituell modifizierte Kognitive Verhaltenstherapie mit integrierten islamischen Elementen kann bei Depression, Angststörungen und Trauer gute Ergebnisse erzielen, berichtet Dr. Ahmad Bransi in seinem Beitrag zum Reader "Spiritualität in Psychiatrie und Psychotherapie". Psychoanalyse wird von Moslems allerdings kaum angenommen.

Meist müssen Therapeuten zunächst an unrealistischen Erwartungen und Widerständen ihrer Klienten arbeiten: Häufig wird ein schnelles Therapieergebnis erhofft oder nur eine kurze Konsultation gewünscht. Viele muslimische Patienten konzentrieren sich auf Symptome und Komplikationen innerhalb der Familien, vermeiden es aber, über ihre eigenen Emotionen zu sprechen. "Diese Unfähigkeit wird als Folge einer eingeschränkten Selbstreflexion, aber auch als Folge der kollektiven Identität oder als Folge von religiösen Überzeugungen und Scham verstanden. Die Widerstände sind v.a. bei tabuisierten Themen wie Sexualität und Suizidalität ausgeprägt, die erst nach zunehmend gewonnenem Vertrauen berichtet werden."

 

Die Therapie wird fast immer von der Familiendynamik berührt oder bestimmt: Pflege alt gewordener Eltern, Generationenkonflikte, üble Nachrede anderer Personen, Antagonismen zwischen Herkunftsfamilie und angeheirateter Familie, Partnerschaftsprobleme, familiäre Gewalt. Patienten können häufig schwer zwischen eigenen Wünschen und Vorstellungen ihrer Familie unterscheiden.

 

"Bei der Behandlung ist die Familienstruktur zu beachten," empfiehlt Bransi grundsätzlich. Die Struktur ist "in der Regel hierarchisch patriarchalisch aufgebaut mit einem autoritären und - bei bestimmten Gruppen, z.B. Türken - oft emotional distanzierten Vater als Patriarch. Diese Familienstruktur kann manche westliche Therapeuten dazu reizen, gegen das Familiensystem und gegen die Autorität des Vaters zu rebellieren. Hier ist aber zu berücksichtigen, dass in diesem Familiensystem die Hierarchie gleichzeitig mit einer großen Nähe der Familienmitglieder zueinander verbunden ist. Versucht man, in der Therapie gegen dieses System zu arbeiten, so besteht die Gefahr, dass es zu noch mehr Rigidität im System kommt und zu nachlassender Behandlungstreue oder sogar zum Abbruch der Behandlung."   

Dr. Ahmad Bransi berichtet in seinem Übersichtsbeitrag neben Grundsätzlichem über Therapiebeispiele und einzelne Indikationen.

 

Der Reader "Spiritualität in Psychiatrie und Psychotherapie" stellt das Thema in Einzelbeiträgen erstmals in den Kontext verschiedenster Religionen - Christentum, Islam, Judendum, Taoismus und Buddhismus.

 

Literatur zum Thema

Georg Juckel, Knut Hoffmann, Harald Walach (Hrsg.) Spiritualität in Psychiatrie und Psychotherapie.
Pabst, 412 Seiten. ISBN Paperback 978-3-95853-382-0. ISBN eBook 978-3-95853-383-7  

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