le der Leitlinie sind unter anderem, Depression besser zu erkennen und Diagnostik und Behandlung von Depressionen in Deutschland zu optimieren. Ebenso sollen spezifische Empfehlungen zur Abstimmung und Koordination der Versorgung aller beteiligten Fachdisziplinen gegeben werden. Die Leitlinie gibt dabei keine Richtlinien vor, sondern Empfehlungen, wie zum Beispiel nach aktuellem Wissenschaftsstand und nach den Kriterien der Evidenzbasierten Medizin am sinnvollsten vorzugehen ist. "In der Praxis gibt die Leitlinie Anhaltspunkte, wie die Hauptsymptomatiken von Depressionen und die Begleitsymptome leichter erkennbar werden," sagte Prof. Manfred Wolfersdorf.
Ebenso sei ein Screening zur Früherkennung von Depressionen in der Leitlinie beinhaltet. Hiermit kann man zum Beispiel bei Patienten, die einer Hochrisikogruppe angehören (z.B. aufgrund früherer depressiver Störungen oder komorbider somatischer Erkrankungen) Maßnahmen zur Früherkennung von Depressionen bereits bei Kontakten in der Hausarztversorgung und in Allgemeinkrankenhäusern einsetzen. Für ein Screening geeignete Instrumente sind der WHO-5-Fragebogen zum Wohlbefinden, der Gesundheitsfragebogen für Patienten (PHQ-D) sowie die Allgemeine Depressionsskala (ADS). Eine weitere Möglichkeit der schnellen Erfassung einer möglichen depressiven Störung ist der so genannte "Zwei-Fragen-Test":
- Fühlten Sie sich im letzten Monat häufig niedergeschlagen, traurig bedrückt oder hoffnungslos?
- Hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger Lust und Freude an Dingen, die Sie sonst gerne tun?
Werden beide Fragen mit "Ja" beantwortet, ist die klinische Erfassung der formalen Diagnosekriterien erforderlich, da nur durch die explizite Erhebung aller relevanten Haupt- und Nebensymptome eine adäquate Diagnosestellung nach ICD-10 möglich ist. Dies geschieht in aller Regel über eine fundierte Exploration.