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Psychotherapeuten sollten die Medikamenteneinnahme ihrer Patienten kritisch beobachten

PsychotherapeutInnen erhalten häufig unfreiwillig zusätzliche Aufgaben - z.B. die Beobachtung von Verordnungen des Arztes und entsprechender Patienten-Compliance bzw. Nebenwirkungen. Sehen PsychotherapeutInnen hier eine problematische Entwicklung, sollten sie diese gegenüber dem Patienten bzw. dem Arzt thematisieren, empfiehlt Professor Dr. Dr. Thomas Köhler in seiner Studie "Der Therapeut als Supervisor ärztlicher Tätigkeit und Kontrollorgan über die Medikamenteneinnahme des Patienten."

Der Autor, selbst Arzt und Psychologe, ergänzt: "Das bedeutet nicht die Aufforderung, sich als medizinischer Cotherapeut zu verstehen, und sicher ist nicht zu erwarten, dass der ärztliche Kollege Therapiekritiken und Therapievorschläge stets begeistert aufnimmt. Anderseits bewegt man sich im Graubereich unterlassener Hilfeleistung, wenn man ernstere Veränderungen an Patienten bemerkt, diese aber übersieht."

In seinem Beitrag beschreibt Köhler wichtige Medikamentennebenwirkungen in der psychotherapeutischen Praxis, um den Blick zu schärfen. Beispielsweise:

"Bedauerlicherweise hat sich noch nicht überall herumgesprochen, dass die alten, problematischen MAO-Hemmer nicht mehr jene sind, die heute als gut verträgliche Antidepressiva zur Verfügung stehen. Da die neuen MAO-Hemmer keine Azetylcholinrezeptoren und keine Histaminrezeptoren blockieren, treten keine nennenswerten anticholinergen Effekte auf, und auch Überleitungsstörungen am Herzen sowie bei den TZA zuweilen beträchtliche Gewichtszunahme bleiben aus. Störungen der Sexualfunktionen und der Libido, wie bei der Einnahme von SSRI häufig, werden in der Regel nicht beobachtet. Allerdings wirken MAO-Hemmer oft stark antriebssteigernd, was wiederum bei der Abschätzung des Suizidrisikos zu bedenken ist und eventuell eine vorübergehende zusätzliche Sedierung zweckmäßig scheinen lässt. Auch ist nicht auszuschließen, dass MAO-Hemmer (gleichgültig ob die der ersten oder zweiten Generation) - gegeben während depressiver Episoden - das Auftreten manischer Phasen begünstigen."

 

Horizonte der Klinischen Psychologie und Psychotherapie – Festschrift für Hans Reinecker
Siegl, Judith; Schmelzer, Dieter; Mackinger, Herbert (Hrsg.)

 




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