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Psychosomatik in der Dermatologie: Zwanghafte Schläge auf die eigene Schläfe

Patienten mit Neurodermitis leiden unter quälendem Juckreiz und kratzen sich oft extrem. Dr. Christa-Maria Höring (Stuttgart) berichtet über einen Patienten, der darüber hinaus "ein automatisiertes, selbstschädigendes, zwanghaftes, exzessives Schlagen im Bereich von Schläfen und Stirn entwickelte." Eine Verhaltenstherapie blieb erfolglos. Doch dank einer methodenübergreifenden tiefenpsychologisch orientierten Psychotherapie erlebt sich der Patient inzwischen deutlich von seiner "Obsession" befreit.

Standardisierte Kratz-Kontrollstrategien greifen bei Patienten dieser Art zu kurz. "Kreative Techniken sind gefordert, um dem innerpsychischen Geschehen gerecht zu werden." Höring sah im Katathymen Bilderleben des Patienten hohe Anteile von Scham. "Die Scham bezog sich darauf, einem Verhalten ausgeliefert zu sein, das ihm Kraft und Zeit raubte und sichtbare Spuren hinterließ. Der Patient muss über Jahre viel in die Abwehr der Scham investiert haben, zumal er sich auch schon als Kind für die Ausbrüche seiner Mutter geschämt hatte." Defizite an mütterlicher Zuwendung hatte er bis in das Erwachsenenalter hinein nicht verarbeitet.

"Da er an sich selbst und am Geheimnis seines Tuns tief interessiert war, ließ er sich schließlich immer mehr auf seine unbewussten Schichten ein," berichtet die Therapeutin. "Vielleicht war auch mein professionelles Interesse an ihm das wichtigste therapeutische Agens, hatte sich doch seine Mutter viel zu wenig für ihn interessiert. Eine wohlwollende Spiegelung stand ihm zu..."

Dr. Höring hat die Therapie des Patienten "so verstanden, dass er Autonomie gewinnen musste - gegenüber der realen Mutter, den elterlichen Introjekten und letztendlich vor allem gegenüber seinem zwanghaften impulsiven Tun. Seine an Neurodermitis erkrankte Haut spielte überraschenderweise keine zentrale Rolle mehr. Er konnte sie fürsorglich und entscheidungsautonom selbst behandeln ..."

Christa-Maria Höring und KollegInnen berichten in Einzelbeiträgen aus der Praxis der psychosomatischen Dermatologie - viele Details und Erfahrungen, die in keinem Lehrbuch und keinem Standard zu finden sind.

 

Psychosomatische Dermatologie – aus der Praxis für die Praxis
Höring, C.-M. (Hrsg.)




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