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Psychoonkologie: Krebspatienten benötigen Raum und den uneingeschränkten Blick in die Weite

Psychoonkologie: Schwerkranke verändern oft ihre Raumwahrnehmung, fühlen sich beengt, möchten "sich Luft machen", wollen Distanz und Weite herstellen. Tanja C. Vollmer, Gemma Koppen und Ulrich Keilholz berichten über das Thema im psychoonkologischen Reader "Berührtsein zwischen Nähe und Distanz". Empfinden Kranke Enge und Überfüllung, steigen Stressempfindungen und sinken Therapiechancen.

Eine Studie verglich frisch Operierte miteinander: Eine Gruppe konnte im Patientenzimmer nur auf Wände sehen, die andere hatte einen weiten Ausblick ins Freie. Die zweite Gruppe spürte weniger Schmerzen und benötigte messbar weniger Schmerzmittel.

 

"Das Erleben von Enge und Überfüllung ist für viele Kliniken deutschlandweit ein Problem. Normierte Behandlungsflächen lassen in Tageskliniken z.B. wenig Möglichkeiten, die Betroffenen räumlich zu entlasten, indem eine flexible Nähe-Distanz-Regulation angeboten wird. Vor dem Hintergrund, dass die Krebserkrankung und -behandlung ohnehin ein hohes Maß an Belastung darstellt, wiegt diese Erkenntnis schwer. Gerade in Behandlungsräumen, in denen Therapien über mehrere Stunden verabreicht werden, ist die Nähe-Distanz-Regulation sowohl von Mensch zu Wand als auch von Mensch zu Mensch wichtig. In diesen Räumen sind die Betroffenen am stärksten mit dem Krankheitsgeschehen konfrontiert - und das raumbezogene Stresserleben am höchsten.

Eingeengt und eingemauert verdichten sich förmlich die Bedenken der Patienten hinsichtlich ihrer körperlichen Gesundheit, ihrer emotionalen und psychischen Probleme sowie ihrer spirituellen Sorgen," berichten die AutorInnen.

 

In einer Befragung in einer onkologischen Behandlungseinrichtung war zu beobachten, "dass der Wunsch nach interpersoneller Distanz bis hin zum Wunsch nach Vereinzelung während der Chemotherapie hoch ist, der nach Begegnung hingegen gering - bzw. im übersichtlichen Abstand zu maximal drei weiteren Personen stattfinden soll. Die große Mehrheit der Befragten wünscht sich eine halb-offene Gestaltung der Chemotherapie-Behandlungsflächen, die Blick- und andere Kontakte mit anderen Patienten und Personal zwar ermöglicht, aber nicht aufzwingt. Der Schutz vor den Blicken anderer wird besonders hervorgehoben. Die absolute Öffnung der Sichtlinien in den Außenraum - z.B. in Form eines Wintergartens - ist für 24% der befragten Patienten vorstellbar, der uneingeschränkte Blick nach draußen für 81% wünschenswert."


Literatur zum Thema

T. Schopperth, C. Franzkoch, A. Boin, A. Werner, M. Prinz-Zaiss, T.C. Vollmer (Hrsg.)
(Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Psychosoziale Onkologie e.V.) Psychoonkologie: Berührtsein zwischen Nähe und Distanz.

Pabst, 176 Seiten, Paperback ISBN 978-3-95853-614-2. eBook 978-3-95853-615-9


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