Dr. Gabriele Angenendt und Dr. Thomas Primke postulieren in ihrem Beitrag zum Reader: Alle psychologischen, psychosozialen und psychotherapeutischen Interventionen "haben zum Ziel, die Bewältigungsstrategien der Patienten zu stärken und eine Krankheitsverarbeitung zu unterstützen." Der Fokus liegt nicht auf den Defiziten des Kranken, sondern auf seinen Stärken und Chancen. Die Interventionen sollten sich am ehsten den verschiedenen Phasen der Erkrankung zuordnen lassen. Vier Phasen sind häufig unterscheidbar:
- Initiale Krise; Schock, Schuld, Angst, Ärger, Furcht.
- Honeymoon Periode; Dialyse wird als nicht so schlimm erlebt wie ursprünglich assoziiert.
- Krankheitsverlauf; Patienten müssen ihr Selbstkonzept der Schwere ihrer Erkrankung anpassen; Trauer/Verlusterleben, Frustration, Ärger, Scham
- Akzeptanz; Patienten arrangieren sich mit der Situation, entwickeln neue Selbstkonzepte und Lebenspläne
Die Autoren sehen Psychonephrologie nicht als isoliertes psychologisch-psychotherapeutisches Arbeitsfeld, sondern als Aufgabe des gesamten Teams: Psychoedukation und Entspannungsverfahren helfen dem Patienten, seine Anpassungsaufgaben nach und nach zu lösen: Er muss
- die Anspruchshaltung an sich selbst verändern
- Compliance aufbauen
- Unterstützung in Anspruch nehmen und seine soziale Rolle neu definieren
- den eigenen Körper neu kennen und akzeptieren lernen
- sein Netzwerk neu aufbauen
- Arbeit, Freizeit, Lebenssinn neu definieren
Psychonephrologie
Balck, Friedrich; Muthny, Fritz A. (Hrsg.)
2015, 244 Seiten, Hardcover