Die Psychologin beobachtete: Männer wie Frauen wurden "bei der Lektüre der Erzählungen in der Regel von den Ereignissen und Figurenschicksalen in irgendeiner Form betroffen sowie prinzipiell in die dargestellten Welten transportiert. Auch knüpften Frauen und Männer während der Lektüre Verbindungen zu ihren persönlichen Erfahrungen sowie ihrer eigenen Lebenswelt und nutzten die Erzählungen zur Reflexion ihrer eigenen Person.
Und so fanden sich bei der Lektüre von Erzählungen mit dem Fokus auf der Innenwelt der ProtagonistInnen kaum Unterschiede in der Intensität des Involvements. Erst beim Lesen von Erzählungen mit dem Fokus auf der Außenwelt wurden Geschlechtsunterschiede sichtbar. Offenbar waren die Männer bei der Rezeption der außenweltlich intendierten Erzählungen durchaus zu einer emotionalen Anteilnahme in der Lage - unter Umständen gerade durch den bei Männern dominanten Fokus auf die Handlung der Erzählung. Männer rezipierten folglich auch diese Erzählungen mit Genuss und Freude.
Anders die Frauen der Stichprobe: Ihnen fehlte hier anscheinend ein Bezug zu den Erlebnissen und der inneren Gefühlswelt der Figuren; und ohne diesen Bezug waren Frauen kaum zur emotionalen Anteilnahme bereit.
Mit dem starken Figurenbezug der Frauen und Handlungsbezug der Männer steht im Einklang, dass Frauen häufiger figurenbezogene, negative Emotionen wie Trauer, Wut oder Scham beschrieben, Männer dagegen häufiger handlungsbezogene, positive wie Freude, Spannung und Genuss ..."