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Psychologie der Geschichte: Wie Pandemien immer wieder vergleichbare Reaktionen auslösen

Pandemien schüren kollektive Ängste, verschärfen soziale Spannungen und wirken wie Katalysatoren für gesellschaftliche Tendenzen - negative wie positive. Der Medizinpsychologe Prof. Dr. Christian Schubert beschreibt in seinem Beitrag zum aktuellen Reader "Psychologie der Geschichte" Parallelen zwischen den COVID19-Folgen und historischen Pandemien.

Zu den verheerendsten Pandemien der Menschheitsgeschichte gehören die Pocken (165-180 n.Chr., ca. 10 Mio Tote), die Pest (1346-1353, ca. 25Mio Tote), Spanische Grippe (1918-1920, ca. 50Mio Tote), HIV/Aids (seit 1980 ca. 36Mio Tote).  Die Mehrheit der bekannten Pandemieerreger (Zoonosen) stammt aus der Tierwelt. (Bei COVID19 ist dies nicht gesichert.)

Einerseits reagieren Regierungen auf Pandemien mit teils rigiden Maßnahmen, anderseits erhöhen sie ihre sozialen medizinischen Leistungen. Schubert nennt ein Beispiel: "Ende des 18. Jahrhunderts breiteten sich die Pocken rasant aus. Als 1800 ein erster Impfstoff gegen die Pocken vorhanden war, führte Bayern 1807 als erster Staat weltweit die Impfpflicht ein. Jedoch erst die Überwindung nationaler Wettbewerbs- und Abschottungstendenzen mit einem von der WHO lancierten globalen Impfprogramm ermöglichte es im 20. Jahrhundert, eine weltweite Kontrolle der Pocken zu erreichen."

Schubert sieht als Medizinpsychologe dennoch die "Bewältigung" der Pandemien in der Vergangenheit und Gegenwart kritisch: "Das Jahrhunderte dauernde ideologische Festhalten an der maschinenparadigmatischen Ausrichtung der Medizin und die damit verbundene eindimensionale, zeitlich begrenzte Sicht auf das Problem" genügt nicht.

Eine breit angelegte, biopsychosoziale Sicht "würde demgegenüber die komplexe Wechselwirkung zwischen Erreger, Mensch und Umwelt in den Vordergrund von Diagnose, Behandlung und Prävention von Pandemien stellen. Sie würde den Menschen mehr in die Verantwortung nehmen und seine immunologischen Abwehrfähigkeiten, die über das Biologische hinaus in die psychologische, soziale und kulturelle Sphäre reichen, in den Vordergrund stellen.

Vielleicht würde es das Ende von Pandemien bedeuten."

 

Jüttemann, Gerd (Hrsg.): Psychologie der Geschichte

Pabst, 2020, 282 Seiten, Hardcover


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