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Psychologie der Geschichte: Warum Caesar seiner Frau Cornelia treu blieb

Psychologie der Geschichte

Menschliche Psyche bewegt und formt Geschichte. Anderseits beeinflusst und verändert Geschichte die Entwicklung der Psyche. Die Wechselwirkungen sind wissenschaftlich kaum erforscht. Professor Dr. Gerd Jüttemann und Kollegen bieten in ihrem aktuellen Reader "Psychologie der Geschichte" Einblicke in teils überraschende Beziehungen und Dynamiken.

"Geschichte ist nichts anderes als angewandte Psychologie", postulierte der Historiker Karl Lamprecht vor mehr als einem Jahrhundert. Zugleich arbeitete der Psychologe Wilhelm Wundt an einer Psychologie, die dezidiert historisch-kulturelle Bezüge reflektierte. Doch weder Historiker, noch Psychologen führten die Arbeit weiter.  Erst Gerd Jüttemann und Kollegen nehmen den Faden wieder auf - in einem engen Austausch zwischen beiden Forschungsdisziplinen. Jüttemann pointiert: "Geschichte ist die narrative Verbindung zwischen Chronologie und Entwicklungspsychologie. Mit ´Chronologie´ ist hier das ´äußere Geschehen´ gemeint, das rein beschreibend erfasst wird, mit ´Entwicklungspsychologie´ jene quasi-diagnostische Deutung, die die geschilderten Bewegungen und deren Resultate verständich erscheinen lässt und sich insofern auf einen ´inneren Vorgang´ bezieht, für den sie einen Erklärungswert besitzt." Als Beispiele einer interpretativen Narration beschreibt Jüttemann die Entstehung der Großwildjäger-Kultur und die Verbreitung der Menschheit über alle Kontinente.

 

Wie lässt sich eine Höherentwicklung der Menschheit psychologisch-historisch beschreiben? Die Quellenlage und Komplexität bieten teils schwer überwindbare Herausforderungen. Prof.  Dr. Werner Greve fragt z.B. in seinem Beitrag zum Reader: "Sind Absichten, Erwartungen und Bewertungen von handelnden Personen in der römischen Republik hinreichend mit den inneren Konstellationen heutiger Menschen vergleichbar?" Er konkretisiert die Frage anhand der Weigerung des gerade 18jährigen Caesar,  sich auf Befehl Sullas von Cornelia scheiden zu lassen. Historiker werten dies als "erste politische Signatur" des jungen Aristokraten. Doch Greve wendet als Psychologe ein: "Caesar hatte Cornelia sehr jung geheiratet und dazu die vom Vater arrangierte Verlobung mit einer anderen Frau gelöst. Er hat mit der Weigerung sein Leben riskiert: Könnte sie nicht einfach Ausdruck von Treue und Liebe gewesen sein? Eine Untersuchung der Frage würde u.a. zu prüfen haben, ob es zu Caesars Zeit eine mentale Konstellation von Empfindung und Motivation gab, die dem, was wir heutzutage (hierzulande) ´Liebe´ nennen würden, hinreichend nahe kommt. Immerhin, die Möglichkeit legen die Liebesgedichte des Catull so deutlich nahe, wie es überhaupt möglich ist ..." 

 

Jüttemann, Gerd (Hrsg.): Psychologie der Geschichte

Pabst, 2020, 282 Seiten, Hardcover

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