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Psychologen analysieren: Häufig riskanter Narzissmus in den Führungsetagen der Wirtschaft

Klaus D. Hildemann (Hrsg.): Persönlichkeit und Führungsverantwortung

Wer optimale Führungsarbeit leistet, wird kaum wahrgenommen. Ist die Führungsaufgabe erledigt, werden die Mitarbeiter selbstbewusst sagen: "Wir haben es selbst getan." Für den Psychologen Professor Dr. Hans Hinterhuber bedeutet Führen, "den Mitarbeitern zu helfen, das Beste aus dem zu machen, was sie am besten können." Arbeit ist eines der zentralen Themen für den aktuellen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Bremen.

Hinterhuber und Kollegen haben in einer Monografie "Persönlichkeit und Führungsverantwortung" facettenreiche Bilder realer Führung unterschiedlichster Ausprägungen skizziert. Differenziert analysieren die Studien den Narzissten - eine überhäufige Erscheinung in Chefetagen. Für Hinterhuber ist er schlicht ein "Risiko". 

Prof. Dr. Dr. Michael Kastner trägt die Kennzeichen aus der Sicht der Persönlichkeitspsychologie zusammen:

  • innere Armut, äußere Fassade, verunsichert, depressiv
  • sich in Szene setzen
  • alles Geschehen wird als selbstwertrelevant wahrgenommen
  • Schwanken zwischen Größenwahn und Minderwertigkeit
  • die innere Realität wird durch eine künstliche ersetzt
  • Respekt der Mitarbeiter ist wichtiger als Zuneigung
  • kann Visionen entwickeln und Begeisterung wecken
  • hohe Risikobereitschaft
  • Komplexitätsbewältigung ohne Selbstanfechtung
  • Karriere- und Machtstreben
  • Neigung zu autoritärem Führungsverhalten, manipulativ
  • Zerrform von Autonomie

"Ein destruktiv narzisstischer Führungsstil verschärft einen hohen Leistungsdruck bei einem rigiden, aber durchaus sprunghaften Führungsverhalten. Es kann ein stark verunsichernd und paranoid wirkendes Organisationsklima entstehen. Eine destruktive Form der Konkurrenz zwischen den Mitarbeitern wird auf dieser Grundlage gefördert", notiert Prof. Dr. Wolfgang Schneider.

Allerdings kennt er auch einen "konstruktiv narzisstischen Führungsstil: Die Aufgabenanforderungen sind sach- und mitarbeiterorientiert. Die Gratifikationsangebote sind vielgestaltig, nachvollziehbar, transparent. Kommunikationsprozesse werden durch die sozial-kommunikative Kompetenz der Führungskraft angeschoben ..."

Die Dimension Narzissmus reicht von der äußerst negativen über unterschiedlichste Zwischenschattierungen bis zur positiven Variante - mit entsprechend hohem oder geringem Risiko für das Unternehmen. Churchill und de Gaulle werden oft als Beispiele charismatischer Narzissten genannt ...

 

Literatur zum Thema:
Persönlichkeit und Führungsverantwortung – Konkretionen des Sozialen
Hildemann, K.D. (Hrsg.)




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