Nach dem zweiten Weltkrieg erhielt Ernst Federn in den USA zunächst eine Ausbildung und dann eine Anstellung als Sozialarbeiter. Vor diesem Hintergrund wurde er später als psychoanalytischer Konsulent zur Reform des österreichischen Strafvollzugs eingesetzt. Er arbeitete bis 1987 in mehreren österreichischen Gefängnissen und verstand das Engagement als Weiterführung seiner lebenslangen Auseinandersetzung mit Terror und Gewalt. Seinen sehr persönlichen Einsatz empfanden Beteiligte als imponierend. "Er übernachtete häufig im Gefängnis, auch um den Häftlingen symbolisch zu zeigen, wie gut er (als ehemaliger politische Häftling) die schwierige Lebenssituation hinter Mauern zu verstehen vermöge."
Kaufhold und Hristeva sehen darin vor allem auch einen "Triumph über seine Peiniger, darüber, dass 'die Nationalsozialisten' die demokratische und humane Tradition, 'das Gute' im Menschen auf Dauer nicht zu vernichten vermocht haben. Er, der politische Widerstandskämpfer und linke Psychoanalytiker, hatte letztendlich gewonnen, er ist nach Österreich zurückgekehrt. Er blieb, als Psychoanalytiker und Mitglied einer berühmten jüdischen Familie, in Wien, trotz eines rechtspopulistischen Demagogen wie Jörg Haider und dessen rechtsradikaler FPÖ ..."
Die Aufsatzsammlung in "Psychoanalyse" "geht von der Zentralität und Einzigartigkeit von Ernst Federns Psychologie des Terrors aus. Grundlegend ist hier Federns enge Beziehung zur Freudschen Psychoanalyse - verstanden als Instrument der Selbsterkenntnis und der Kulturkritik. Vor allem aus den biografisch ausgerichteten Beiträgen geht hervor, dass diese Beziehung die Basis auch der biografischen Kontinuität in Ernst Federns Leben und Werk ist."
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