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Psychoanalyse: Die Identität der Juden liegt in ihrer einzigartigen Heterogenität

"Wie können sich Juden ihrer eigenen Heterogenität überantworten?" fragt Uri Kuchinsky (Düsseldorf) und resümiert: "Indem sie JA sagen zur einzigartigen Heterogenität ihrer Existenz - und zugleich eine Essenz des Jüdischen beibehalten, z.B. eine sich immer wieder erneuernde Subversität, den Drang, Vertrautes und Gewusstes in Frage zu stellen, Denkgewohnheiten (auch die Eigenen) gegen den Strich zu bürsten." In "Psychoanalyse" 1/2012 reflektieren Kuchinsky und Kollegen das Thema Jüdische Identitäten.

Kuchinsky sieht die Affinität zum ständigen In-Frage-Stellen von Dogmen und von vorherrschenden Diskursen selbstverständlich nicht auf die Juden beschränkt. Er bezieht sich auf Sigmund Freud, der weder Glaube, noch Nationalstolz in den Vordergrund stellte, sondern: "Weil ich Jude war, fand ich mich frei von vielen Vorurteilen, die andere im Gebrauch des Intellekts beschränken; als Jude war ich darauf vorbereitet, in die Opposition zu gehen und auf das Einvernehmen mit der ´kompakten Majorität´ zu verzichten".

Jüdische Identität nach der Schoah mag gekennzeichnet sein durch Glaube und Gesetzestreue, durch die Abstammung der Mutter, durch die Zugehörigkeit zu einem Kollektiv, durch die Fähigkeit, sich von anderen abzuheben, durch das Kontinuum eines kollektiven Gedächtnisses - u.a.. Für Kuchinsky ist evident: "Die jüdische Identität ist nicht mehr und wird nie mehr die sein, die sie vor der Schoah war."

Empirisch verdeutlicht Micha Brumlik in der gleichen Zeitschrift: Bis 1989 bildeten die in Deutschland lebenden Juden in erster Linie eine Gemeinschaft der Schoah-Überlebenden und ihrer Nachfahren - also überwiegend eine Gruppe Traumatisierter und Sekundärtraumatisierter.

Seit 1990 kamen jüdische Emigranten aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion hinzu. Brumlik: "Dass diese Gruppen in vielen Fällen nur noch über geringe oder geringste Kenntnisse der jüdischen Tradition verfügen, ist ebenso bekannt wie der Umstand, dass viele ihrer Familien ihre jüdische Herkunft patrilinear bestimmen, was der traditionellen, halachischen Zugehörigkeitsbestimmung widerspricht.   

Die Konsequenz dieser Asymmetrie sind Identitätskonflikte eigener Art. Gleichwohl hat sich jener Teil der jüdischen Immigranten aus der GUS, der beschlossen hat, in den jüdischen Gemeinden zu bleiben, zu ihrem tragenden Pfeiler entwickelt." Zwar stammt die Mehrheit der Zuwanderer aus einer tendenziell antisemitischen Umgebung, doch nur eine kleine Minderheit war von der Schoah direkt oder indirekt betroffen.

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