In seinem Beitrag zum Reader "Psyche zwischen Natur und Kultur" formuliert der Psychiater und Philosoph: "In den Wechselwirkungen spielt die Subjektivität, also das Erleben und das Selbstverhältnis der Person, eine zentrale Rolle. Psychische Krankheiten sind daher, so meine These, nicht Gehirnkrankheiten in dem Sinn, wie wir etwa eine Angina Pectoris kausal auf eine koronare Herzkrankheit zurückführen können. Das subjektive Erleben und Sich-Verhalten stellt nicht nur das Epiphänomen des eigentlich wirksamen organischen Prozesses dar, wie dies in der biologischen Psychiatrie meist angenommen wird; es ist vielmehr wesentliches Moment der Erkrankung selbst." Fuchs bettet das Gehirn in die Beziehungen von Organismus und Umwelt ein - mit zirkulären Kausalwirkungen, Wechselwirkungen, Rückkopplungen.
"Anders als bei somatischen Krankheiten gelingt es dem Patienten bei psychischen Störungen nicht, sie nur dem eigenen Körper zuzuschreiben; denn die Störung betrifft primär sein Selbsterleben. Die subjektive Seite der Erkrankung besteht nicht nur in einer sekundären Reaktion auf physiologische Funktionsstörungen. Sie bedeutet bis zu einem gewissen Grad immer eine Selbstentfremdung oder Selbstentzweiung der Person. Etwas in mir selbst tritt mir gegenüber, entzieht sich meiner Verfügung oder beherrscht mich, während ich vergeblich versuche, die Souveränität wiederzugewinnen - sei es ein Angstanfall, eine depressive Verstimmung. Bislang integrierte Funktionen oder Impulse verselbständigen oder partikularisieren sich und entgleiten der Kontrolle..."
Kai Vogeley, Thomas Fuchs, Martin Heinze (Hrsg.) Psyche zwischen Natur und Kultur.
Pabst, 200 S., Paperback ISBN 978-3-89967-519-1