"Die frühere gesetzliche Regelung, nach der ein landesrechtlich untergebrachter Patient die Behandlung zu erdulden hatte, hat das Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt."

Es "billigt dem erwachsenen Menschen und auch dem psychisch Kranken in gewissen Grenzen eine ´Freiheit zur Krankheit´ zu. Das Bayrische Oberste Landesgericht hatte schon 1999 formuliert: ´Der Staat hat von Verfassung wegen nicht das Recht, seine erwachsenen und zur freien Willensbestimmung fähigen Bürger zu erziehen, zu bessern oder zu hindern, sich selbst gesundheitlich zu schädigen. Die Verweigerung einer ärztlichen, v.a. psychiatrischen und medikamentösen Behandlung rechtfertigt für sich allein eine Unterbringung nicht. Die Unterbringung eines einsichtsfähigen, aber behandlungsunwilligen Patienten ist rechtswidrig, selbst wenn der Patient sich oder seine Angehörigen durch seine Störung schädigt, z.B. durch unsinnige Geldausgaben.

Die Grenzen der staatlichen Zurückhaltung sind erst dann überschritten, wenn die Krankheit selber die Einsichtsfähigkeit in das Kranksein verhindert..."

Psychiatrische Begutachtungen im Zivilrecht
Ein Handbuch für die Praxis
Neuauflage 
Cording, Clemens; Nedopil, Norbert
Pabst, 318 Seiten, Hardcover

Weiterführende Literatur

Jakov Gather, Georg Juckel & Meinolf Noeker (Hrsg.)
LWL-Standard zur Vermeidung, Anwendung und Dokumentation von freiheitsentziehenden Maßnahmen und Zwangsbehandlungen in der Erwachsenenpsychiatrie
Band 1

Frank Klaassen & Meinolf Noeker (Hrsg.)
LWL-Standard zur Vermeidung, Anwendung und Dokumentation von freiheitsentziehenden Maßnahmen in den LWL-Wohnverbünden und LWL-Pflegezentren
Band 2

Martin Holtmann & Meinolf Noeker (Hrsg.)
LWL-Standard zur Vermeidung, Anwendung und Dokumentation von freiheitsentziehenden Maßnahmen und Zwangsbehandlungen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie
Band 3