Mobiltelefone als Zeitdiebe?
Für die Mehrzahl der Personalverantwortlichen scheint ausgemacht: Private Smartphone-Nutzung am Arbeitsplatz senkt die Produktivität. Andererseits schrecken sie aber vor Verboten zurück, weil sie den Beschäftigten damit Misstrauen signalisieren und sich das ebenfalls negativ auf die Arbeitsleistung auswirken könnte. Professor Mechtel und seine Kollegen haben sich deshalb ein Experiment ausgedacht, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Um Daten für eine andere Studie zu sammeln, hatte das Institut für Arbeitsrecht und Arbeitsbeziehungen in der Europäischen Union (IAAEU) an der Universität Trier über 100 Halbtagsjobs als Telefon-Interviewer vergeben. Für die Handy-Forscher eine gute Gelegenheit, diese Mitarbeiter auch als Testpersonen für ihr Experiment zu nutzen. Sie untersagten einem per Zufallsverfahren bestimmten Teil der Interviewer durch einen Aushang im Büro die Nutzung von Mobiltelefonen während der Arbeitszeit. Ein anderer Teil der Interviewer, die Kontrollgruppe, bekam keine Vorgaben, konnte also davon ausgehen, dass die Smartphonenutzung während der Arbeit zulässig ist.
Verbot kann Produktivität steigern
Die Auswertung der ansonsten in beiden Gruppen unter gleichen Bedingungen erbrachten Arbeitsleistungen offenbarte signifikante Unterschiede: Die Produktivität der Telefon-Interviewer mit dem Handy-Verbotsschild im Büro lag durchschnittlich um mehr als 10 Prozent über der der Vergleichsgruppe. Die Wissenschaftler haben die Versuchsteilnehmer in einer Nachbefragung um weitere Informationen gebeten. "Mehr als 90 Prozent der Befragten gaben dabei an, dass die Handynutzung von der Arbeit ablenken könne", berichtet Professor Mechtel. Ein weiteres aus seiner Sicht interessantes Ergebnis: Die Handyverbote wurden nicht als Misstrauenssignal des Arbeitgebers wahrgenommen.