Pointiert kritisiert Starke die Pornografie-Kritiker:
"Wenn Pornografie verdammt wird, dann werden auch jugendliche Motive der Zuwendung zu Pornografie entwertet. Neugier, Erkenntnisdrang, Lernlust, Spaß, Erfahrungssammlung, Bewertungsübung, vor allem aber sexuelle Lust und sexuelle Befriedigung Jugendlicher werden ins sittliche Abseits gestellt. Die Pornografie ist dann nur der Sack, der geprügelt wird - gemeint ist die sexuelle Selbstbestimmtheit Jugendlicher.
Gewalt oder rückständige Frauen- und Männer-Rollen sind nicht pornografiespezifisch und keine invarianten Merkmale von Pornografie. Sie müssen nicht nur dort und nicht nur in Medienangeboten überhaupt, sondern primär da bekämpft werden, wo sie sich real finden und ihren Boden haben, nämlich in der gesellschaftlichen Wirklichkeit; sie müssen nicht als Symptom therapiert, sondern in ihren Ursachen erkannt werden, um ihnen entgegentreten zu können. Geschieht dies nicht, hat der Kampf gegen Pornografie nur eine Alibifunktion ..."
Professor Starke warnt davor, die Pornografie in der Jugendkultur zu überschätzen: "So groß und bunt und schreiend und verzweifelt werbend die pornografische Welt auch ist und so sehr sie durch Verbote auch Auftrieb erhält - die überkommenen Standards von Pornografie, die noch die Erwachsenengenerationen in Aufregung versetzen konnten, werden allmählich unspektakulär und blasser.
Die übliche Pornografie ist altmodisch geworden. Sie wird in der jugendlichen Popkultur persifliert, verspottet und entsexualisiert und zunehmend durch neue Formen sexueller Darstellungen ersetzt, die insbesondere bei jungen Menschen Anklang finden.
Dass realer Sex von denen, die ihn haben, per Handy verbreitet oder ins Internet gestellt wird, ist ein Ausdruck dafür. Jugend ist anders geworden. Pornografie wird anders verbreitet und aufgenommen. Damit sind die vermuteten schädlichen Wirkungen auf Jugendliche reine Fiktion geworden - sofern sie denn je bestanden haben."
Literatur:
Pornografie und Jugend – Jugend und Pornografie.
Eine Expertise