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Politische Psychologie: Migranten senken die durchschnittliche Intelligenz in Deutschland nicht

Politische Psychologie: Die gemessene Intelligenz ist während des vergangenen Jahrhunderts in den westlichen Industrienationen kontinuierlich gestiegen. Doch inzwischen stagnieren oder fallen die Intelligenzquotienten im Durchschnitt. Sogenannte "Experten" vom "rechten" politischen Rand bieten eine simple "Erklärung" feil: Die Migrantenströme hätten den Niedergang ausgelöst. Dr. Jakob Pietschnig und Kollegen (Universität Wien) widerlegen diese Annahme in einer Studie - veröffentlicht in der Fachzeitschrift "Politische Psychologie".

Eine wohlfeile Annahme - etwa von Thilo Sarrazin - besagt, dass hauptsächlich Populationen mit niedrigeren durchschnittlichen Fähigkeiten in Länder mit intelligenterer Bevölkerung migrieren und damit den durchschnittlichen Intelligenzquotienten im Gastland senken. Verstärkt werde dieser Effekt angeblich dadurch, dass Gruppen mit niedrigerer Intelligenz eine höhere Zahl an Nachkommen zeugen.

 

Nach der Analyse umfangreicher empirischer Daten berichten Pietschnig und Kollegen in "Politische Psychologie": "In einer Serie von gewichteten einfachen und multiplen Meta-Regressionen zeigten sich keine bedeutsamen Einflüsse von Migration auf die Testleistung. Unsere Befunde sind konsistent mit bereits publizierten Erkenntnissen, die zeigten, dass migrationsbedingte Veränderungen von nationalen Intelligenzquotienten kurzlebig sind." Bei statistischen Vergleichen zwischen Kinderreichtum, Sterblichkeit und Intelligenztest-Ergebnissen sehen die Wissenschaftler widersprüchliche, unklare Tendenzen.

 

Die Steigerung des gemessenen Intelligenzquotienten entdeckte im vergangenen Jahrhundert James R. Flynn. Daher wird von einem "Flynn effect" gesprochen. Auch Flynn ist nicht davon ausgegangen, dass sich mit steigendem oder fallendem Intelligenzquotienten tatsächlich die gesamte Intelligenzleistung verändere. In Deutschland haben Intelligenztests z.B. nahegelegt, dass das räumliche Vorstellungsvermögen - also eine Komponente der Intelligenz - zurückgeht. Anderseits scheint sich das Abstraktionsvermögen zu verstärken ...

 

Pietschnig und Kollegen stellen andere Entwicklungen zur Diskussion: Fortschritte bei Ernährung, Hygiene, Gesundheitsversorgung, Bildung und anderen Faktoren haben der Hirnentwicklung im vergangenen Jahrhundert gutgetan und zum besterreichbaren Intelligenz-Level geführt, der nicht mehr zunimmt und keine weitere Steigerung zulässt. Der Neurologe Manfred Spitzer sieht zusätzlich eine Tendenz zur Verdummung, die junge Generationen der exzessiven und unzweckmäßigen Nutzung neuer elektronischer Medien verdanken ...

 

Literatur

 

Jakob Pietschnig, Martin Voracek, Georg Gittler: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Flynn-Effekt und Migration?
In: Politische Psychologie 2/2018, S. 267-283

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Elsbeth Stern, Jürgen Guthke (Hrsg.): Perspektiven der Intelligenzforschung.
Pabst, 272 Seiten, Paperback ISBN 3-935357-69-9   

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