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Pflegenden fehlt häufig die wirkliche Wertschätzung

Bescheidenes Prestige, geringe Wertschätzung: Viele Pflegende leiden darunter, gehen auf Distanz zu ihrem Beruf, verlieren ihr Engagement - oder scheiden vorzeitig aus. Anderseits stellte das Institut für Demoskopie Allensbach fest: Pflege zählt zu den meistgeschätzten Berufsgruppen. Warum haben die Betroffenen dies nicht realisiert? Dieser Frage gehen Psychologen der TU Dortmund nach.

Es scheint "zu vermuten, dass vor allem das aufrichtige und ethische Verhalten der Pflegeberufe im öffentlichen Ansehen weit oben rangiert. Unklar ist hingegen, inwieweit Kompetenz, Einfluss oder gutes Einkommen mit Pflegeberufen in Zusammenhang gebracht wird. Der Respekt, der den Menschen für ihre Arbeit in der Pflege gezollt wird, geht nicht zwingend einher mit einer hohen Attraktivität der Tätigkeit selbst.

Im Gegenteil: Pflege wird oftmals mit Leid und Abhängigkeit verbunden, gilt als mühsam, aufopferungsvoll und irgendwie auch als eklig. Der hohe Rang, der den Pflegenden in den Befragungen zugewiesen wurde, könnte demnach also auch etwas mit einer Art 'Erleichterung' zu tun haben, dass sich eine Berufsgruppe der doch eher unliebsamen Aufgaben annimmt," schreiben Stefan Engelbrecht und Kollegen (TU Dortmund) in ihrer Studie.

Je länger Pflegende im Beruf sind, desto ungünstiger schätzen sie ihr Image ein. Offensichtlich besteht ein Problem der Wertschätzung innerhalb des Systems.

Dabei "geht es nicht allein um die Frage, wieviel gelobt und wertgeschätzt wird. Ganz entscheidend wird auch erlebt, ob die erhaltene Wertschätzung auch mit den eigenen Handlungsmotivationen übereinstimmt. Hat das 'Wofür' der Wertschätzung eine gute Passung zum selbst gesetzten Wertesystem, so wird dies als sehr positiv wahrgenommen."

Doch die Passung im Pflegebereich ist eher ungünstig. Die Klinikleitungen reflektieren vorwiegend aus der Patienten-Ferne und unter ökonomischen Gesichtspunkten die Leistungen im Haus. Pflegende bewegen sich in unmittelbarer Patienten-Nähe - und erhalten für diese ökonomisch kaum einträgliche Haltung wenig Zustimmung aus der Leitungsebene. Dieser Antagonismus führt u.U. zu einem Wertschätzungsdefizit, auch wenn Patienten und deren Angehörige Dankbarkeit und Respekt erkennen lassen.

Das Erleben gegenseitiger, kompatibler Wertschätzung ist eine wesentliche Voraussetzung für ein gutes Arbeitsklima, Motivation, Leistungsfähigkeit und Gesundheit; diese Zusammenhänge werden häufig unterschätzt, kritisieren Dr. Barbara Hinding und Kollegen (TU Dortmund).

Die Studien sind erschienen in:

Michael Kastner (Hrsg.) Leistungs- und Gesundheitsmanagement. Psychische Belastung und Altern.
Pabst, Lengerich/Berlin 2010, 364 Seiten, ISBN 978-3-89967-657-0




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