Weitere wichtige Voraussetzungen für ein erfülltes Sexualleben "sind Beziehungs- und Bindungsfähigkeit, ein positives Selbst- und Körperbild, Hingabefähigkeit und die Möglichkeit, intensiven Kontakt und Nähe angstfrei erleben zu können. Grob vereinfacht kann man feststellen, dass bei Persönlichkeitsstörungen die Sexualität sehr häufig im Dienst anderer, nicht-sexueller Motive oder Ich-Leistungen ´funktionalisiert´wird - sehr häufig für Zwecke der Abwehr oder des Selbstschutzes. Sexualität wird gebraucht und eingesetzt, um Funktionsdefizite zu kompensieren oder Struktur-Lücken zu füllen.
Während hier Sexualität - wenn auch in funktionalisierter und oft eingeschränkter Weise - letztlich doch noch gelebt werden kann, ist dies nach schweren Traumatisierungen in vielen Fällen nicht mehr oder nur in stark verzerrter Form möglich. Persönlichkeitsstörungen beeinträchtigen oftmals weniger die sexuellen Funktionen im eigentlichen Sinn, sondern die Liebesfähigkeit sowie die Fähigkeit, Intimität zuzulassen und stabile Bindungen aufzubauen. Die bei vielen Persönlichkeitsstörungen manifest oder latent vorhandene Furcht vor Ich- oder Kontrollverlust schränkt die Hingabefähigkeit ein und führt zu einer Angst vor Kontrollverlust, die das Erleben von hoher sexueller Erregung und Orgasmus zur Gefahr werden lässt und behindert. Aus den gleichen Gründen ist die Möglichkeit zur Ausschöpfung des erotischen Potenzials - des eigenen wie des partnerschaftlichen - stark limitiert..."
In ihrer Analyse differenzieren die Autoren zwischen unterschiedlichen Formen der Persönlichkeitsstörungen und bieten einen Überblick über therapeutische Möglichkeiten.
H. Haltenhof, G. Schmid-Ott, U. Schneider (Hrsg.) Persönlichkeitsstörungen im therapeutischen Alltag.
Pabst, 356 S. Paperback ISBN 978-3-89967-517-7
B. Schmitz, P. Schuhler, A. Handke-Raubach, A. Jung: Kognitive Verhaltenstherapie bei Persönlichkeitsstörungen
und unflexiblen Persönlichkeitsstilen.
Pabst, 244 S. Großformat Paperback, ISBN 978-3-935357-38-8