PC-Internet-Abhängige - zu etwa 90% junge Männer - sind meist kaum in der Lage,
- sich selbst zu achten
- Nähe zu anderen Menschen zu entwickeln
- aggressive Affekte zu regulieren
- zielgerichtet und strukturiert zu handeln
- gewissenhaft und sorgfältig zu arbeiten
Erstmals belegt die Studie - im Widerspruch zu bisherigen Annahmen - "bedeutsame Unterschiede zwischen Patienten mit pathologischem PC-Internet-Gebrauch und Suchtkranken, die von einer stoffgebundenen Abhängigkeitserkrankung betroffen sind." Nach Ansicht der Autoren "ist der pathologische PC-Internet-Gebrauch nicht in den klassifikatorischen Bereich der Abhängigkeitserkrankungen (Süchte) einzuordnen."
Anderseits leidet die Mehrzahl der Betroffenen unter verschiedensten zusätzlichen Erkrankungen: Depressionen, Persönlichkeitsstörungen, Substanzabhängigkeit (v.a. Alkohol und Cannabis). Schuhler und Kollegen weisen darauf hin, "dass sich PC-Internet-Pathologie und substanzbezogene Störungen gegenseitig negativ dynamisieren" und damit eine Sucht-Spirale antreiben.
Die Passung zwischen individueller verletzlicher "Bedürftigkeit und medialem Angebot erklärt die starke Bindung an die PC-Internet-Aktivität, die eine schnelle, oft radikale Abkehr von belastend erlebter Realität verursacht und so eine Verleugnung der immer drängender werdenden Probleme in der Alltagswelt begünstigt."
Entsprechend komplex sind die Anforderungen an Psychotherapie und Soziotherapie: Oft müssen zunächst wieder mühsam ein normaler Schlaf-Wach-Rhythmus sowie eine bekömmliche Ernährung eingeübt werden. Der Aufbau eines positiven Selbstbildes und einer ausgewogenen Beziehungsfähigkeit bilden das Herzstück der Therapie, jedoch noch nicht die Lösung der Alltagsprobleme.
Wie die Studie zeigt, muss die Mediennutzung intensiv neu gelernt und trainiert werden. Da die Betroffenen meist auch dann noch kaum Gewissenhaftigkeit entwickelt haben, bleiben ihre Chancen im Beruf oft niedrig und Rückfallrisiken entsprechend hoch.
Daher empfehlen Schuhler und Kollegen als zentrale therapeutische Ziele, die Fähigkeit zur Selbstreflexion und zu realistischen Perspektiven im Arbeits- und Ausbildungskontext aufzubauen; der Fokus sollte sich richten auf "Stressresilienz, kognitive und behaviorale Flexibilität im realen Kontext, Anstrengungsbereitschaft, Entscheidungssicherheit, soziale Kompetenz, Selbstorganisationsfähigkeit sowie das Vermögen, sich in Team und Hierarchie am Arbeitsplatz einordnen zu können."