Wenn der Fötus sich selbst berührt, erhält er eine doppelte taktile Rückmeldung. Wenn er dagegen Bauchwand, Nabelschnur oder Plazenta berührt, entsteht nur eine einzige Empfindung. Dieses taktile Erleben stellt die Basis für das erste Objekterleben dar, wobei Ich und Nicht-Ich entstanden sind, oder anders: Selbst und Objekt. Sowohl die Nabelschnur als auch die adrige, verzweigte Struktur der Plazenta scheinen als taktile Gestalten reproduzierbar im fötalen Unbewussten gespeichert zu werden."
"Bei der Interpretation von altsteinzeitlichen Kunstwerken" geht Frenken davon "aus, dass man die elementare Plazenta-Nabelschnur-Gestalt in Malereien und Ritzzeichnungen erkennen kann. Gleichzeitig ist zu zeigen, dass sich in der altsteinzeitlichen Kunst Aspekte aufzeigen lassen, die als Folge einer Reaktivierung pränataler Erlebniselemente verstanden werden können. Eine der hier zu lösenden Aufgaben besteht somit darin, die Gestaltähnlichkeiten zwischen früh erlebten Objekten und den visuellen bzw. haptischen Bildungen in den Kunstwerken aufzufinden.
Ich fasse dies als eine phänomenologische Untersuchung auf, die ich von der bildhermeneutischen Untersuchung komplexer Bildzusammenhänge zumindest graduell abgrenze. Gleichwohl gibt es zwischen beiden methodischen Herangehensweisen auch zahlreiche Gemeinsamkeiten ..." Frenken zeigt und interpretiert im Buch 56 farbige Abbildungen.
H. Stubbe, R. Frenken (Hrsg.) Paläopsychologie
Erleben, Verhalten und künstlerische Gestaltungen des prähistorischen Menschen.
Pabst 2023, 360 Seiten, Paperback ISBN 978-3-95853-847-4, eBook ISBN 978-3-95853-848-1