"Bei der Interpretation von altsteinzeitlichen Kunstwerken gehe ich von der Hypothese aus, dass man die elementare Plazenta-Nabelschnur-Gestalt in Malereien und Ritzzeichnungen erkennen kann. Gleichzeitig ist zu zeigen, dass sich in der altsteinzeitlichen Kunst Aspekte aufzeigen lassen, die als Folge einer Reaktivierung pränataler Erlebniselemente verstanden werden können. Eine der hier zu lösenden Aufgaben besteht darin, die Gestaltähnlichkeiten zwischen früh erlebten Objekten und den visuellen bzw. haptischen Bildungen in den Kunstwerken aufzufinden und zu beschreiben. Ich fasse dies als eine phänomenologische Untersuchung auf, die ich von der bildhermeneutischen Untersuchung komplexerer Bildzusammenhänge zumindest graduell abgrenze. Gleichwohl gibt es zwischen beiden methodischen Herangehensweisen auch zahlreiche Gemeinsamkeiten..."
"Das Werk kann als bewusste Äußerung des Künstlers verstanden werden. Er hat eine Darstellungsabsicht, eine Art Plan, was er im Werk zeigen will - und das Werk liefert Hinweise auf zugehörige Inhalte wie Objekte, Themen und Szenen." Gleichzeitig ist aber auch "auf eine spezifische Weise der immer mitlaufende Primärprozess aktiviert. Er liefert sichtbare Einträge in das Kunstwerk, die unbewusst sind und daher der bewussten Kontrolle des Künstlers zunächst oder andauernd entzogen bleiben. Den primärprozesshaften und unbewussten Anteil in den bildnerischen Äußerungen - aus der pränatalen Reminiszenz - gilt es zu erkennen und herauszupräparieren," schreibt Ralph Frenken.
Reichhaltige Bildmaterialien sind im Buch enthalten - mit gleichfalls reichhaltigen Informationen und Reflexionen zur Frage: Warum und wie waren Menschen bereits in ihren frühsten Entwicklungsstadien bildnerisch tätig? Die Paläopsychologie liefert überraschende Einblicke.
Hannes Stubbe, Ralph Frenken: Paläopsychologie - Erleben, Verhalten
und künstlerische Gestaltungen des prähistorischen Menschen.
Pabst, 360 S. Paperback ISBN 978-3-95853-847-4, eBook ISBN 978-3-95853-848-1