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Pädophilie: unheilbar und für Therapeuten eine extreme Herausforderung

Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin: Pädophilie ist nicht heilbar. Kann Psychotherapie dennoch Pädophilen helfen - und wenn ja, wieweit? Fritjof von Franque und Peer Briken (Institut für Sexualforschung Hamburg) reflektieren die Möglichkeiten in einem Übersichtsbeitrag in "Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin": Die Anforderungen an Therapeuten sind hoch - und die Erfolge tendenziell bescheiden.

Bei den Ursachen der Pädophilie tasten Wissenschaftler nach wie vor im Dunklen. Dennoch hat sich eine therapeutische Praxis entwickelt, die in drei Phasen besteht:

  • Zunächst "wird versucht, Klienten möglichst stark in die Behandlung einzubinden. Hierfür sollte vor allem eine gute therapeutische Beziehung aufgebaut werden, deren Pflege fortlaufend wichtig ist ..."
  • In Phase zwei werden die problembedingten Eigenschaften bearbeitet und entgegenwirkende Fähigkeiten aufgebaut... Zur Verbesserung der Selbstregulation werden Klienten Strategien zur Bewältigung von Situationen und emotionalen Zuständen vermittelt..." Die Autoren beschreiben eine differenzierte, langwierige Psychoedukation.
  • "In Phase drei sollen im Sinn einer Zukunftsplanung die durch das Programm erworbenen Fähigkeiten mit individuellen Lebenszielen verknüpft werden. Darüber hinaus werden mit dem Klienten konkrete Maßnahmen zur Vermeidung erneuter Problemsituationen entwickelt."
  • Die Anforderung an den Therapeuten sind ungewöhnlich und hoch. Z.B. "können Schwierigkeiten bestehen, problematisches sexuelles Verhalten zu explorieren, Grenzen des Settings aufzuzeigen sowie akute Fremdgefährdung einzuschätzen und zu entschärfen." Franque und Briken empfehlen, die Pädophilen-Therapie nur auf Sexualtherapeuten oder unter spezieller Supervision zu beschränken.

Eine Evaluationsstudie legt nahe, dass behandelte Pädophile weniger emotionale Defizite und missbrauchsbegünstigende Gedanken, jedoch mehr Opferempathie aufweisen. Der Konsum von Missbrauchs-Abbildungen scheint jedoch unverändert.

In einer qualitativen Studie mit 30 pädophilen verurteilten Straffälligen stellt Michael Stiels-Glenn fest, dass die Mehrheit der Betroffenen ihre stationäre Therapie als wirkungsvoll akzeptiert. Anderseits beobachtet er bei vielen Pflegenden und Therapeuten in der Forensik Vorbehalte und Grundeinstellungen, die mit einer Pädophilie-Behandlung inkompatibel sind.




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